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Die Nachfrage nach Wohnformen, die eine Versorgungssicherheit gewährleisten, steigt im Zuge des demographischen Wandels rapide an. Die Zeiten, als es hierzu lediglich drei Optionen gab, sind zum Glück vorbei. Die Abstufungsvarianten bei der Versorgungssicherheit funktionierten lange Zeit wie folgt: Versorgung zuhause mit Unterstützung durch die Familie oder Nachbarn, dann das betreute Wohnen und wenn der Hilfebedarf zu groß wurde, blieb am Ende das Heim.

Heute sieht die Versorgungslandschaft zum Glück vielfältiger aus. Viele Varianten an Wohnformen stehen heute zur Auswahl. Die Wohnungswirtschaft reagiert seit Jahren auf die wachsende Nachfrage mit zunehmenden Angeboten. Neue Wohnmodelle, wie Hausgemeinschaften oder Wohngruppenprojekte haben vermehrt Zulauf und tragen den Bedürfnissen nach einem guten Wohnen im Alter Rechnung. Gemeint ist immer das selbstbestimmte, an individuellen Bedarfen ausgerichtete Wohnen aber gleichzeitig mit Versorgungssicherheit im Hintergrund.

Der Bedarf nach Wohnformen, die die gegenseitige Begegnung fördern, steigt ungemein. Bildquelle: Shutterstock.com
Der Bedarf nach Wohnformen, die die gegenseitige Begegnung fördern, steigt ungemein. Bildquelle: Shutterstock.com

Neue Wohnmodelle: Genossenschaften als Vorreiter

Gerade die Wohnungsbaugenossenschaften sind Vorreiter und bieten solche Wohnkonzepte an. Sie nehmen nicht nur die Verantwortung für ihre Mitglieder ernst, sondern sichern sich damit auch ein wertbeständiges und zukunftsträchtiges Geschäftsmodell. In den 1990er Jahren schon wurde das sogenannte „Bielefelder Modell“ entwickelt. Seinerzeit hatten sich die Bielefelder Wohnungsgenossenschaft BGW mit einem sozialen Dienstleister und der Stadt zusammengetan und erste Quartierskonzepte entwickelt.

Die Idee fußt auf dem Gedanken, den Bewohnern möglichst große Versorgungssicherheit zu bieten. Hierzu wird das Angebot an barrierefreiem Wohnraum mit niedrigschwelligen quartiersbezogenen Versorgungsleistungen kombiniert. Das heißt für die Bewohner der Genossenschaftswohnungen ganz konkret, möglichst lange selbständig im eigenen Zuhause wohnen bleiben zu können. Genau das war das erklärte Ziel und der Anspruch, dem man sich von Beginn an gestellt hatte. Das Konzept ging auf und heute hat man den Namen „Bielefelder Modell“ sogar für diese Art der Versorgungssicherheit adaptiert.

“Bielefelder Modell”

Die einzelnen Bausteine dieser Wohnform sind die barrierefreie Wohnung mit der Möglichkeit eines Dauermietvertrages selbst, sowie das Wohncafé, die Anlaufstelle und der Treffpunkt für die Bewohner. Es ist das Herz der Anlage, hier findet das soziale Leben statt, die Möglichkeiten zum Austausch, zu Kulturangeboten und gemeinsamen Mahlzeiten. Eine Gästewohnung und auch ein Pflegestützpunkt ergänzen das Angebot. Keiner muss sich einsam fühlen und im Fall einer Notsituation gibt es nette Nachbarn und Dienstleister, die einen auffangen. Was dieses Konzept aber so ganz besonders macht, ist die Tatsache, dass keine Dienstleistungspauschale erhoben wird. Kostenpflichtig sind nur die Leistungen, die tatsächlich in Anspruch genommen werden.

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Zu zweit is(s)t man weniger allein. Das trifft in der Generation 59plus vor allem für das gemeinsame Kochen zu. Bildquelle: Fotolia.com
Zu zweit is(s)t man weniger allein. Das trifft in der Generation 59plus vor allem für das gemeinsame Kochen zu. Bildquelle: Fotolia.com

Versorgungssicherheit steht hoch im Kurs

Diese Art von Versorgungssicherheit hat inzwischen in Großstädten ganz andere Ausmaße angenommen. Hier nennt sich das Modell dann „Wohnen mit Service“. Gehobene Wohnquartiere werden mit einem Servicestützpunkt versehen. Die grundlegende Idee ist die gleiche. Man möchte Menschen zusammenbringen, Ansprechpartner vor Ort sein und Serviceleistungen anbieten. Dies wird hier allerdings über eine sogenannten Servicepauschale finanziert, die bei jedem Bewohnerwechsel verpflichtende gebucht werden muss. Die Höhe des Betrages wird im Umlageverfahren je nach Quadratmeter Wohnfläche berechnet.

Serviceleistungen orientieren sich da an gehobenen Wohnbedürfnissen, an der kaufkräftigen Klientel der Bewohner der hochpreisigen Wohnungen. Postannahme, Paketservice, Urlaubsservice wie Blumengießen, Haustierversorgung und Babysitter- oder Hausmeisterdienste, Wäscheservice und Nutzung eines Gästeappartements stehen hier im Portfolio. Die Räumlichkeiten kann man als Treffpunkt nutzen, für private Feiern anmieten oder als Konferenzräume nutzen.

Wohncafé oder Service-Point

Was im Bielefelder Wohncafé der Nachbarschaftstreff ist, ist hier der Service-Point, der allerdings eher einer Rezeption eines 5-Sterne Hotels gleicht. Die Kundenansprache ist eine komplett andere. Allein die Begrifflichkeit macht den Unterschied schon deutlich. Hoher Wohnkomfort gepaart mit hohen Ansprüchen an Serviceleistungen sollen nicht in erster Linie die Versorgungssicherheit abdecken, es ist eine reine Komfortgeschichte.

Läden, Gastronomie und Kinderbetreuung ergänzen das Angebot an „alltagserleichternden Dienstleistungen“, so wie man es im Firmenprospekt bewirbt. Der angegliederte Supermarkt liefert selbstverständlich die Lebensmittel nach Hause. Das Konzept entlastet hier in erster Linie den stressgeplagten Managerhaushalt, dient aber ebenso dem mobilitätseingeschränkten Menschen, der durch dieses Angebot die Möglichkeit erhält, im eigenen Haushalt selbstbestimmt zu wohnen. Dies stellt man allerdings nicht in den Vordergrund. Wieder einmal funktioniert das Marketing über die Komfortschiene, nicht über die Kundenansprache „Entlastungsleistungen bei Einschränkungen“.

"Wohnen im Alter" ist nicht nur der Beruf, sondern auch die Leidenschaft von Sabine van Waasen. Bildquelle: Sabine van Waasen
“Wohnen im Alter” ist nicht nur der Beruf, sondern auch die Leidenschaft von Sabine van Waasen. Bildquelle: Sabine van Waasen

Mein Fazit

Beide Modelle haben ihre Berechtigung, das stelle ich hier gar nicht in Zweifel. Allerdings brauchen wir mehr davon, nicht nur die beiden Extreme, sondern auch viele Varianten und Abstufungen. Die Beschäftigung mit solchen Konzepten und das Verbreiten der Erfolgsgeschichten kann nur dazu beitragen, dass noch viele Menschen mehr diese Leistungen nachfragen.

Wenn der Markt da ist, werden auch Angebote folgen. Auf diesen Mechanismus vertraue ich. Quer durch alle gesellschaftlichen Schichten müssen Angebote vorgehalten werden, für den Rentner mit kleiner Rente, wie auch für den Pensionär, der keine finanziellen Sorgen hat. Jeder sollte sich in seiner Stadt nach diesen Angeboten erkundigen.

Ich meine: Unbedingt mehr davon!

Herzlichst Ihre

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