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Zöliakie ist eine Autoimmunkrankheit, von der in Deutschland deutlich mehr als 800 000 Menschen betroffen sind. Angesichts dieser hohen Zahl ist das Wissen darum in unserer Gesellschaft nur schwach ausgeprägt. Die Krankheit kann in jedem Lebensalter neu auftreten, beziehungsweise diagnostiziert werden. Für Erkrankte bringt der Alltag viele spezielle Herausforderungen mit sich – das gilt in besonderer Weise für Betroffene im Seniorenalter. Die Gemeinschaftsverpflegung in Seniorenheimen und Kliniken ist für sie oft nicht geeignet.

Der Schlüssel: “Gluten”

Wer an Zöliakie leidet, muss sich ein Leben lang strikt glutenfrei ernähren, da es nach wie vor keinerlei Medikamente gegen die Krankheit gibt. Selbst kleinste Spuren von Gluten können für Betroffene massive gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Zöliakiebetroffene haben eine Unverträglichkeit gegen das Klebereiweiß Gluten, das unter anderem in Weizen, Roggen, Dinkel, Gerste, Hafer usw. enthalten ist. Normales Brot und viele andere Nahrungsmittel machen diese Menschen krank. Weil die Symptome so unterschiedlich und schwer zuordenbar sind, wird Zöliakie auch als „Chamäleon der Medizin“ bezeichnet.

Glutenfreie Ersatzprodukte sind in aller Regel erheblich teurer als herkömmliche Lebensmittel. Während erfahrene Zöliakiepatienten im häuslichen Umfeld meist gut mit glutenfreier Ernährung zurechtkommen, stellt die Essensumstellung Neudiagnostizierte vor große Umwälzungen in der täglichen Essgewohnheit. Diätunfälle bleiben da nicht aus. Sie machen sich häufig in Form extremer Durchfälle, durch Erbrechen und Magenschmerzen bemerkbar.

Vor allem Getreide beinhaltet Gluten. Inzwischen gibt es aber eine Vielzahl an Produkten die glutenfrei sind. Bildquelle: © Niklas Hamann / Unsplash.com
Vor allem Getreide beinhaltet Gluten. Inzwischen gibt es aber eine Vielzahl an Produkten die glutenfrei sind. Bildquelle: © Niklas Hamann / Unsplash.com

Die Generation 59plus und Zöliakie

Die Geschichte der 79-jährigen Ursula B. verdeutlicht, wie schwer es für ältere Menschen mit Zöliakie ist, einen geeigneten Heimplatz zu finden. Schon als junge Erwachsene war bei Ursula B. Zöliakie festgestellt worden und sie hat ihr Leben mit dieser Einschränkung gut im Griff. Nachdem ihr Mann vor drei Jahren verstorben war, wollte sie nicht dauerhaft alleine im eigenen, viel zu großen Haus bleiben. Obwohl sie noch fit ist, dachte sie voraus und wollte sich – ohne Zeitdruck – für die Zukunft nach einem betreuten Wohnheimplatz umsehen. Diese Suche stellte sich als enorm frustrierend heraus. Ursula B. lebt in einer 50 000 Einwohner zählenden Stadt in der süddeutschen Provinz. Sie ist seit Jahrzehnten Mitglied in der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e. V. (DZG), die für ihre Mitglieder eine ständig aktualisierte Liste mit Senioreneinrichtungen und Pflegeheimen führt, in denen glutenfreie Versorgung gewährleistet ist. Leider musste Ursula B. feststellen, dass es im Umkreis von 50 Kilometern um ihren Heimatort keine entsprechende Einrichtung gibt. Wegziehen will sie in ihrem Alter nicht mehr. Also wohnt sie nach wie vor in ihrem Haus und macht sich viele Gedanken und Sorgen, was werden soll, wenn sie sich nicht mehr selbst versorgen kann.

Wichtig zu wissen!

Ein großes Problem für „Zölis“, wie sich die Betroffenen selbst nennen, kann ein ungeplanter Krankenhausaufenthalt werden. Bei akuten Notfällen, oder wenn der Patient sich selbst nicht äußern kann, wird erstmal kein Krankenhausarzt nach Zöliakie fragen. Fachärzte außerhalb der Gastroenterologie haben so gut wie nie Erfahrung mit glutenfreier Diät und auch das Pflegepersonal ist in solchen Fragen oft überfordert. Dabei sind die Betroffenen natürlich auch in der Klinik auf ein strikt glutenfreies Essen angewiesen. Die Erfahrung zeigt leider, dass das in vielen Fällen nicht funktioniert. Vergleichbare Probleme gibt es auch in der häuslichen Pflege, wo Angehörige und Pflegedienste häufig kein Wissen über die existenzielle Bedeutung glutenfreier Ernährung für Zöliakiebetroffene haben – mit manchmal dramatischen Folgen für die Patienten.

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Erfolgt die Einweisung ins Krankenhaus geplant, empfiehlt die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft, auf jeden Fall die Stationsärzte und Pflegekräfte anzusprechen und das ärztliche Attest mit der Bescheinigung der Zöliakie vorzulegen. Sollte die Klinik Ernährungsfachkräfte beschäftigen, müssen auch diese informiert werden. Ansonsten sollte immer zumindest eine Notration glutenfreier Nahrungsmittel vom Patienten selbst in die Klinik mitgenommen werden.

Die DZG hält eine Menge an Infos für Zöliakieerkrankte in unterschiedlichen Lebenslagen vor. Sie vertritt die Interessen von 42 000 Mitgliedern und unterhält bundesweit 180 sogenannte Kontaktgruppen, die von geschulten Kontaktpersonen geleitet werden.

Schlaflosigkeit und Mattigkeit können unter anderem Anzeichen für Zöliakie sein. Bildquelle: © Shutterstock.com
Schlaflosigkeit und Mattigkeit können unter anderem Anzeichen für Zöliakie sein. Bildquelle: © Shutterstock.com

INFO:

  • Zöliakie ist eine chronische Systemerkrankung und zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Sie beruht auf einer Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten, das in den Getreidesorten Weizen, Roggen, Dinkel und Gerste vorkommt. Im Dünndarm von Zöliakiebetroffenen verursacht Gluten Entzündungen der Dünndarmzotten, die für die Nährstoffaufnahme zuständig sind. Durch die Entzündung bilden sich die Darmzotten zurück. So ist die Nährstoffaufnahme durch den Dünndarm vermindert. Die Folge sind Mangelerscheinungen in unterschiedlicher Form. Die klassischen Symptome der Zöliakie sind Durchfall und Bauchschmerzen. Kaum zwei Krankheitsfälle sind identisch. Bei nicht erkannter Zöliakie können Osteoporose, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Depressionen oder gar Unfruchtbarkeit und Krebs als Folgeerscheinungen auftreten.
  • Deutsche Zöliakiegesellschaft e. V., Kupferstraße 36, 70565 Stuttgart; Tel. 0711/45 99 81-0; Internet: www.dzg-online.de Mail: info@dzg-online.de
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