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In Kostüm und mit roter Clownsnase bringt Susanne Bötel als Rosalore die Menschen zum Lachen. Die ausgebildete Clownin und Kunstbegleiterin für ältere und an Demenz erkrankte Menschen gewann mit ihren Humorworkshops für Angehörige und Pflegekräfte den 5. Preis der Rudi-Assauer-Stiftung. Mit unserer Redakteurin Anja Karrasch sprach die Wahlhamburgerin über ihre Arbeit und Humor als professionelles Hilfsmittel.

Frau Bötel, herzlichen Glückwunsch zur Auszeichnung. Wann haben Sie davon erfahren?

Nach der Preisverleihung der Rudi Assauer Stifung - Susanne Bötel mit dem Bundesgesundheitsminister Hermann Grohe. Quelle: ©Rudi Assauer Stiftung
Nach der Preisverleihung der Rudi Assauer Stifung – Susanne Bötel mit dem Bundesgesundheitsminister Hermann Grohe. Quelle: ©Rudi Assauer Stiftung

Im November 2016 erhielt ich die Nachricht und die Preisverleihung fand dann am 19. Dezember 2016 statt. Ich war sehr überrascht und freue mich umso mehr über den Preis. Das ist eine ganz große Ehre für mich. Als ich davon erfuhr, bekam ich eine Gänsehaut.

Humor als professionelles Hilfsmittel

Sie haben den Preis für Ihr Humortraining bekommen. Was zeichnet Ihre Arbeit aus?

Mir geht das Herz auf und es ist etwas Wunderbares, wenn ich die Menschen bewegen kann. Ich gehe als Clownin in Einrichtungen für Demenzkranke und begegne den Menschen intuitiv und auf einer ganz emotionalen Ebene. Ich habe kein vorbereitetes Programm und das ist für mich auch immer ein bisschen aufregend, weil ich nie weiß, was passieren wird und wie die Menschen auf mich reagieren. Umso schöner, wenn es passt und eine tolle Kommunikation stattfindet. Letztes Jahr habe ich mein Humortraining für Angehörige, Ehrenamtliche, Fach- und Pflegepersonal gestartet, in dem ich meine Erfahrungen mit Rosalore an andere Menschen weitergebe. Und sie damit inspirieren möchte, mehr Humor in ihre Arbeit zu bringen.

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Kann man Humor lernen?

Jeder von uns hat Humor und lacht gerne, was Spannungen löst und neue Türen öffnet. Angehörige von Menschen mit Demenz erlebe ich oft als sehr belastet und gestresst. Viele fühlen sich hilflos und überfordert im Umgang mit demenziell Erkrankten. Das war der Impuls, für sie einen Workshop anzubieten. Die größte Herausforderung für die Teilnehmer ist, sich zu öffnen in einer Gruppe von fremden Gleichgesinnten. Das ist besonders für ältere Angehörige eine großartige Erfahrung.

Praxisbezug ist das A und O

Rosalore berührt Menschen auf eine ganz besondere Art und Weise. Quelle: ©Michael Hagedorn
Rosalore berührt Menschen auf eine ganz besondere Art und Weise. Quelle: ©Michael Hagedorn

Wie läuft ein Humortraining konkret ab?

Die Workshops dauern drei Stunden mit maximal zehn Teilnehmern. Erst einmal gibt es eine Vorstellungsrunde und dann lasse ich die Leute erzählen. Daraus ergeben sich die Themen des Workshops, denn mir ist der Praxisbezug sehr wichtig. Zum Beispiel war eine Tochter traurig darüber, dass ihre Mutter nicht mehr mit ihr sprechen wollte und redete immer auf sie ein. Die Mutter sprach aber nicht, sondern guckte sich lieber die Natur oder schöne Dinge an. Aus diesem Praxisbeispiel heraus haben wir nonverbale Kommunikation geübt. Wann sitzen wir schon mal fünf Minuten neben jemandem und atmen einfach nur?

Wie kommt der Humor ins Spiel?

Musik gehört immer mit dazu, weil sie entspannt, auflockert, Emotionen und Humor zulässt. Dafür bringe ich meine Sammlung an Liebesliedern und Schlagern mit. Einmal haben die Teilnehmer sich die Clownsnase aufgesetzt und danach getanzt. Das hat mich ganz glücklich gemacht, dass einander fremde Leute nach dem Song von Gitte Haenning „Ich will ‚nen Cowboy als Mann“ unbeschwert getanzt und gelacht haben.

Unterstützung für Fach- und Pflegekräfte

Welche Themen greifen Sie bei Fach- und Pflegekräften auf?

"Humor ist Trumpf" - Susanne Bötel. Quelle: ©Michael Hagedorn
“Humor ist Trumpf” – Susanne Bötel. Quelle: ©Michael Hagedorn

Oft sind sie mit herausfordernden Verhalten konfrontiert, weil Menschen mit Demenz auch schreien und aggressiv werden können. Wir haben geübt, bewusst in so eine Situation einzusteigen und humorvoll zu steigern. Gerade, wenn jemand wütend ist, gibt es einen Kipppunkt, an dem man anfängt zu lachen. Damit habe ich gute Erfahrung gemacht, dass sich solche Situationen mit Humor zum Positiven auflösen lassen. Und es öffnen sich neue Türen durch das befreiende Lachen. Wut ist ein schwieriges Gefühl und sich mit jemanden in der Öffentlichkeit oder vor den Kollegen verbal zu raufen, fällt schwer. In meinen Workshops versuche ich Konventionen aufzubrechen, denn letztendlich geht es darum, Menschen mit Demenz zu helfen und zu entspannen.

Der Bedarf an diesen Workshops ist hoch, oder?

Ja, auf jeden Fall. Das hat mich positiv überrascht und ich freue mich auf die nächsten Seminare.

Auf der Website von Susanne Bötel erfahren Sie noch mehr über ihre Arbeit als Clownin für Menschen im Alter und mit Demenz.

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