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In früheren Zeiten war es normal, dass die Menschen ihre Gegenstände aus dem Haushalt und Kleidung repariert haben. Sie haben fleißig Socken gestopft, während heute das Kunststopfen zu den aussterbenden Handwerken zählt. Kunststopfen war einst ein eigener Ausbildungsberuf und ist heutzutage Bestandteil der Ausbildung zum Schneider. Die wenigen verbleibenden Experten für diese Dienstleistung sind regelmäßig auf Monate im Voraus ausgebucht. Auch gab es einst Kesselflicker, die Töpfe oder Pfannen reparierten und Scherenschleifer, die den Messern in der Küche neue Schärfe verliehen. Heute scheint vielen Menschen der Aufwand zu hoch oder die Reparaturkosten im Vergleich zum Neukauf zu teuer. Da kommt das Konzept Reparaturcafé gerade recht.

Mit steigendem Umweltbewusstsein fangen wir glücklicherweise wieder an, bewusster zu konsumieren. Wer kann, gibt mehr Geld für Kleidung, Elektrogeräte oder Möbel aus und hofft, dass diese länger halten und unter besseren Bedingungen gefertigt wurden. Doch wohin wenden wir uns, wenn das Radio, der Föhn oder Fernseher kaputt gehen? Haben Sie das Gerät im Versandhandel oder einem der großen Warenhäuser gekauft, müssen Sie es dort hinschicken oder abgeben – und Geduld mitbringen. In vielen Städten und Gemeinden gibt es mittlerweile in Form von Reparaturcafés eine Gegenbewegung zur Wegwerfgesellschaft. Diese Werkstätten zur Selbsthilfe werden auch „Repaircafé“ genannt oder Reparatur-Treff.

Handwerkliche Dinge wie reparieren oder renovieren sind längst nicht mehr nur eine Männersache. Bildquelle: ©Barn Images/Unsplash.com
Handwerkliche Dinge wie reparieren oder renovieren sind längst nicht mehr nur eine Männersache. Bildquelle: ©Barn Images/Unsplash.com

Was ist eigentlich ein Reparaturcafé?

Hinter dem netten Namen verbirgt sich die Idee, für weniger Abfall und mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Durch das Café im Namen kommt zum Ausdruck, dass es sich um einen Ort der Begegnung handelt. Neben der Hilfe bei Reparaturen bieten die ehrenamtlichen Organisatoren meist Kaffee an, oft auch selbst gebackenen Kuchen oder kleine Snacks. Die Besucher und Reparateure lernen dabei Menschen aus ihrer Nachbarschaft kennen, sodass die Repaircafés den lokalen Zusammenhalt stärken. Im besten Fall werden aus Nachbarn durch die gemeinsamen Aktivitäten Freunde.

Das Ganze funktioniert so, dass die Besucher kleine und folglich tragbare Gegenstände mitbringen und sich vor Ort zur Reparatur beraten lassen. Je nachdem, warum das Gerät kaputt ist, bekommen Sie Tipps für die Reparatur oder die Bastler vor Ort helfen Ihnen. Die Hilfe ist kostenfrei, wobei sich die Organisatoren über eine Spende freuen. Das Konzept ist allerdings nicht so angelegt, dass Sie den kaputten Gegenstand kurz abgeben und am nächsten Öffnungstag wieder abholen. Verwechseln Sie das Reparaturcafé nicht mit einem Reparaturservice. Eher handelt es sich um Hilfe zur Selbsthilfe und gelebtes nachbarschaftliches Engagement. Gleichzeitig will das Reparaturcafé den lokalen Handwerksbetrieben nicht die Kundschaft wegnehmen. Daher gibt es auch keine Hausbesuche, um Ihre Waschmaschine oder Ihren Kühlschrank unter die Lupe zu nehmen.

Wer arbeitet in einem Reparaturcafé?

In Deutschland gibt es mittlerweile einige hundert solcher Reparatur-Cafés, die von engagierten Ehrenamtlichen zwischen 15 und 95 ermöglicht werden. Zu den Teilnehmern zählen Hobby-Bastler, Handwerker und Ingenieure.

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Besonders für ältere Menschen ist das Reparaturcafé ein schöner Ort. Für die einen ist es eine gute Anlaufstelle, um Hilfe bei Reparaturen zu bekommen. Gerade Senioren mit einer kleinen Rente freuen sich über das kostenfreie Angebot. Andere stellen ihre Kenntnisse zur Verfügung, knüpfen dadurch Kontakte und haben Spaß.

Natürlich ist ein solcher Treffpunkt nicht mit einer Werkstatt oder einem Laden zu vergleichen. Die Öffnungszeiten sind limitiert und es gibt meist nur ein bis vier Termine pro Monat. Haben Sie ein kaputtes Elektrogerät oder ähnliche Gegenstände, können Sie diese in das Reparaturcafé bringen. Ehrenamtliche Experten geben Ihnen kostenfrei Ratschläge oder helfen bei der Reparatur. Manche Teilnehmer stellen fest, dass sie mehr Talent zum Basteln und Tüfteln besitzen als gedacht.

Brauchen Sie ein Ersatzteil für Ihr kaputtes Gerät, müssen Sie dieses natürlich bezahlen. Gelegentlich gibt es Fälle, in denen keine Reparatur mehr möglich ist oder sie wirtschaftlich keinen Sinn ergibt. Das mag der Fall sein, wenn Sie ein sehr teures Ersatzteil benötigen. Im Gegensatz zu einem Geschäft, das an dem Verkauf des neuen Produkts verdient, haben die Mitarbeiter des Cafés keinen Anreiz, ein Problem groß zu reden. Einrichtungen dieser Art leben von Spendengeldern und dem ehrenamtlichen Engagement ihrer Mitarbeiter.

Was früher ganz normal war, ist heute schon fast außergewöhnlich - Dinge reparieren. Bildquelle: © Markus Spiske / Unsplash.com
Was früher ganz normal war, ist heute schon fast außergewöhnlich – Dinge reparieren. Bildquelle: © Markus Spiske / Unsplash.com

Senioren als gefragte Reparateure im Reparaturcafé

Rentnerinnen und Rentner bieten sich als ehrenamtliche Reparateure an. Sie haben Zeit und Geduld und freuen sich über neue Begegnungen. Ihnen tut es oft in der Seele weh, dass viele Gegenstände ohne Not auf dem Müll landen, weil niemand ihr Leben mit einer Reparatur verlängert.

Zudem bringen Sie oft Kenntnisse mit, die der jüngeren Generation fehlen. Menschen die kein Radio mehr hören oder keinen Schallplattenspieler besitzen, wissen im Zweifel auch nicht, wie sie diese Technik reparieren können. In Schulen und Kindergärten gibt es mittlerweile auch Reparaturprojekte. Bei diesen Initiativen begegnen sich die Generationen: Die Kinder und Jugendlichen lernen handwerkliche Fähigkeiten und bekommen Lust, etwas selbst zu machen. Nebenbei schärfen sie ihr Bewusstsein für die Umwelt und das Schonen der Ressourcen.

Manchen Herstellern wird zudem unterstellt, dass sie bewusst mit wenig Sorgfalt zu Werke gehen, damit die Konsumenten schnell etwas Neues kaufen. Die Verbraucher vergessen oft, wie stark die Produktion neuer Elektrogeräte oder Kleidung die Umwelt belastet. Wer folglich Dinge reparieren kann oder reparieren lässt, verringert seinen persönlichen CO²-Fußabdruck.

Sie suchen ein Reparaturcafé oder möchten eines eröffnen?

Sie finden die Idee großartig und haben einen kaputten Toaster oder ein defektes Bügeleisen, das Sie gerne reparieren würden? Als Schreiner oder Elektriker im Ruhestand juckt es Ihnen schon lange mal wieder in den Fingern, ein wenig zu tüfteln? In beiden Fällen können Sie sich über die Website der Reparatur-Initiative nach einer Reparaturwerkstatt in Ihrer Nähe umsehen. Sie stellen fest, dass es in Ihrer Region so etwas noch nicht gibt und bekommen Lust, selbst eine solche Initiative ins Leben zu rufen? Über das Netzwerk der Reparatur-Initiative bekommen Sie jede Menge Informationen und die nötige Unterstützung bei der praktischen Umsetzung.

Gibt es in Ihrer Nähe ein solches Reparaturcafé und waren Sie dort schon einmal zu Gast? Wie waren Ihre Erfahrungen?

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