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Wie sportlich stufen Sie sich ein? Sehr sportlich, durchschnittlich fit oder unsportlich? Für Peter Wirth aus Frankfurt, den Bahnbabo, müssten wir eine neue Kategorie erfinden, etwas wie „super-sportlich“. Der sympathische Straßenbahnfahrer (Markenzeichen: dunkle Sonnenbrille und großer Bizeps) stellt mit Ende 50 viele Jüngere in den Schatten, was Kraft und Flexibilität anbelangt. Hat er an der Endhaltestelle ein paar Minuten Pause, nutzt er die Zeit für sein Training. Er braucht dafür keine Geräte, sondern lehnt sich an Parkbänke oder Laternen, um sich kräftig zu dehnen. Dank seines flexiblen Körpers legt er schnell mal einen Spagat hin, auf dem Boden oder senkrecht gegen die Laterne. Auch seine Ernährung hat er für den Muskelaufbau umgestellt: Statt eines belegten Brötchens oder einer Currywurst trinkt er in seinen Pausen selbst gemachte Smoothies aus Gemüse.

Tauchen junge Menschen auf, ist es mit der Sporteinheit schnell vorbei. Schon von Weitem rufen sie: „Hey Bahnbabo, was geht?“ Der weißhaarige Bodybuilder ruft ganz entspannt zurück: „Alles gechillt bei Dir, Brudi? Bleib stabil!“ Und dann wollen alle ein Selfie mit dem Bahnbabo, dem Ehrenmann. Ihm gelingt es, die Brücke zwischen den Generationen und zur Jugend zu bauen. Spricht ihn jemand ehrfurchtsvoll mit Sie an, korrigiert Peter gleich und erklärt, dass jeder den Bahnbabo duzen darf und soll.

Bei allen beliebt in Frankfurt und immer gut gelaunt. Peter Wirth ist auch mit 59plus topfit. Bildquelle: Peter Wirth
Bei allen beliebt in Frankfurt und immer gut gelaunt. Peter Wirth ist auch mit 59plus topfit. Bildquelle: Peter Wirth

Ob für Jugendliche oder den Ministerpräsidenten: Der Bahnbabo hat ein offenes Ohr

Das Vertrauen der Jugend in ihn geht so weit, dass ein Teenie an die Fahrerscheibe klopft und den Bahnbabo fragt, ob er ihm nicht eine Freundin vermitteln kann. Als Bahnbabo hat er sich derart etabliert, dass manche Menschen seinen echten Namen gar nicht kennen. Selbst Wikipedia hat für ihn einen Eintrag.

Für Peter Wirth ist ein freundlicher und respektvoller Umgang miteinander extrem wichtig. Das kann dazu führen, dass er aus seinem Fahrerhäuschen kommt und sich einmischt. Zum Beispiel, wenn ein Hilfsbedürftiger keinen Sitzplatz angeboten bekommt oder Fahrgäste die Tür blockieren. Dabei geht er freundlich und ohne Vorurteile auf seine Fahrgäste zu und versüßt ihnen die Wartezeit gelegentlich mit kurzen selbst verfassten Gedichten. Seine Poesie ist situativ und von Faktoren wie dem Wetter oder der Jahreszeit abhängig. Da gerade der Frühling vor der Tür steht, wählt Peter ein dazu passendes Gedicht für uns:

„Der Frühling ist die schönste Zeit,

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das Leben erwacht und macht sich bereit.

Seien auch Sie bereit und lieben sie ihr Leben,

denn dieses Leben dass liebt auch sie und wird Ihnen noch ganz viel Freude geben.“

Selbst die Politik wurde schon auf ihn aufmerksam. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier lud den Bahnbabo beim Hessentag 2019 zu einer Diskussionsrunde ein. Das Thema lautete: „Hessen lebt Respekt“ und es ging um gesellschaftlichen Zusammenhalt und respektvollen Umgang im Alltag für ein friedliches Zusammenleben.

Ein Straßenbahnfahrer mit großem Herz und Bizeps

Als Peter Wirth beim „Großen Hessen-Quiz“ im hr-Fernsehen eine Reise gewann, überlegte er sich sofort, wem er mit diesem Gewinn eine Freude machen kann. Der sozial engagierte Bahnbabo fand über den Verein MainLichtblick e. V. einen kranken Jungen, der mit seiner alleinerziehenden Mutter nun endlich in Urlaub fahren konnte, um für zwei Wochen die Sorgen daheim zu lassen. Bei der Charity „Eine Nacht für Kinder“ versteigerte er zudem seinen Hessenquiz Pokal zugunsten von MainLichtblick e. V., sodass wieder einige Wünsche für Kinder mit Einschränkungen und Traumata in Erfüllung gehen konnten.

Seit über dreißig Jahren ist Peter begeisterter Bodybuilder und Straßenbahnfahrer in Frankfurt. An den Ruhestand denkt der Bahnbabo noch lange nicht, sondern hat noch viel vor. Im Moment schreibt er ein Buch, das Ende 2020 im Größenwahn Verlag erscheinen wird.

Im Jahr 2023 möchte er sich in Frankfurt zur Wahl für das Amt des Oberbürgermeisters aufstellen lassen.

Peter, was hat Dich zu dieser Entscheidung motiviert?

„Ich bewege mich nun schon 31 Jahre in Frankfurt auf den Schienen. Ich bin hier geboren und kenne diese Stadt schon als Kind und Jugendlicher. Ich spreche jeden Tag mit den Menschen und sie erzählen mir ihre kleinen und großen Sorgen. Ein Engagement in der Politik ist der einzig gangbare Weg sich vom Bürger, der ich auch selber bin, im Rahmen einer demokratischen Wahl legitimieren zu lassen und Veränderungen anzustreben.“

Sollte der Bahnbabo in den Frankfurter Römer einziehen, wäre das Thema Mobilität hoch oben auf seiner Agenda. Er könnte sich trotzdem vorstellen, gelegentlich die Straßenbahn durch Frankfurts Straßen zu lenken, um zu schauen, ob seine Verbesserungsvorschläge umgesetzt werden. Oder er fragt seine Ehefrau Heike, sie fährt wie er Straßenbahnen durch Frankfurt. Das sportliche Paar ist seit 35 Jahren verheiratet. Ganz klassisch lernten sich die beiden in der Tanzschule kennen und nicht etwas im Fitnessstudio. Sie hat Verständnis für den Rummel um ihren Ehemann, verzichtet aber mittlerweile darauf, ihn beim Einkaufen zu begleiten. Wird er alle paar Minuten angesprochen und um ein gemeinsames Foto gebeten, kann die Einkaufsrunde schnell länger dauern.

Lieber Peter, hast Du zum Abschluss noch Tipps für unsere Leserinnen und Leser, wie sie am besten mit Training und Muskelaufbau anfangen, auch im Alter?

„Grundsätzlich hat jeder Mensch individuelle Anlagen, die seine Fähigkeiten bestimmen, Muskulatur aufzubauen.

Da wäre die Regenerationskapazität, die in erster Linie vom Alter abhängt. Dann der Metabolismus, bestehend aus zwei Teilen, die wir Anabolismus und Katabolismus nennen. Der Anabolismus baut Muskelgewebe auf und der Katabolismus baut dieses wieder ab. Man kann sich das gut wie eine Waagschale vorstellen. Ich bestimme durch mein Verhalten, welche Seite nach oben oder nach unten ausschlägt. Diese Vorgänge finden ständig im Körper statt und können von mir beeinflusst werden.”

Peter Wirth gibt Ihnen auch direkt noch ein paar Trainingstipps und vielleicht können Sie ja den ein oder anderen schon direkt zuhause umsetzen. Bildquelle: © Victor Freitas / Unsplash.com
Peter Wirth gibt Ihnen auch direkt noch ein paar Trainingstipps und vielleicht können Sie ja den ein oder anderen schon direkt zuhause umsetzen. Bildquelle: © Victor Freitas / Unsplash.com

Trainingstipps vom Bahnbabo

Peter erklärt weiter: “Da jeder Körper einzigartig ist und seinen ganz individuellen Metabolismus hat, gibt es keinen Trainingsplan für alle.

Wenn du mit einem Foto zum Friseur gehst und sagst „so möchte ich aussehen“ kann er diese Frisur machen, dennoch wird sie nie so aussehen wie auf dem Bild. Deine Haare sind nicht die von der Person auf dem Bild und auch deine Kopfform und dein Gesicht sind anders. Es gibt ein paar grundsätzliche Regeln, aber am Ende muss jeder das Trainingssystem finden, dass sie oder ihn an sein Ziel bringt.

  1. Das Training darf keine Eintagsfliege sein: Die Kontinuität entscheidet über den Erfolg.
  2. Der Gedanke an das Training muss weit über ein „Strohfeuer“ hinausgehen.
  3. Es gibt keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern, alle können alle Übungen machen wenn keine gesundheitlichen Probleme dagegen sprechen.
  4. Die Ernährung muss zielorientiert sein und je älter man ist, desto weniger verzeiht der Körper Ernährungssünden.
  5. Egal ob das Training zu Hause oder im Fitnessstudio stattfindet, Improvisation mit dem zur Verfügung stehenden Equipment und ich empfehle den Weg der Mitte.
  6. Nicht zu lange trainieren und nur selten an das Maximum gehen, üblicherweise etwa bei 80 Prozent der möglichen Trainingsleistung trainieren.
  7. Alle Trainingsmöglichkeiten (Maschinen und freie Gewichte) verwenden.
  8. Dem Körper Zeit zur Regeneration geben (nicht zu häufig trainieren).
  9. Mit dem Auge stehlen, also ruhig schauen was die anderen so machen und hinterfragen.
  10. Der Aufbau von Muskulatur erfordert Geduld und ist ein lebenslanger Prozess.
  11. Die Fähigkeit entwickeln, die Schmerzgrenze nach hinten zu schieben: Kleinere schmerzhafte Erfahrungen sind kein Grund mit dem Training aufzuhören.
  12. Den Körper verstehen lernen, auf seine Signale hören und seine Grenzen ausloten. Diese lassen sich nach und nach auch verschieben.“

Vielen Dank für die Tipps und weiter gute Fahrt lieber Bahnbabo.

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