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Waren Sie schon einmal in einem Erzählcafé? Falls ja, haben Sie zugehört oder waren Sie in der Rolle des Erzählenden? Seit dreißig Jahren erfreuen sich diese Veranstaltungen zunehmender Beliebtheit, auch als Dialog zwischen den Generationen. Bibliotheken, Gemeinden und Kirchen zählen zu den Organisatoren von Erzählcafés und begleiten die Veranstaltung durch kompetente und einfühlsame Moderatoren.

Die Erzähler sind meist älter und Zeitzeugen für weit zurückliegende Ereignisse, wie die Zeit des Zweiten Weltkriegs und die Nachkriegszeit, die sie als Kriegskinder erlebten. Das Leben in der DDR kann ebenso im Mittelpunkt stehen oder Erlebnisse als „68er“. Das Publikum setzt sich vielfältig zusammen. Bei manchen Veranstaltungen gibt es eine konkrete Zielgruppe, wenn beispielsweise eine Frau ihre Geschichte anderen Frauen erzählt. Schulen laden gerne KZ-Überlebende ein, damit sie zu einer Schulklasse sprechen. Es handelt sich nicht um einen einstudierten Vortrag, sondern ein Gespräch mit einer persönlichen Geschichte aus dem Leben des Vortragenden. Daher kann das Publikum sich rege beteiligen, Fragen stellen und eigene Erlebnisse einbringen.

Im Erzählcafé werden vor allem Geschichten und Zeitzeugenberichte aus der Vergangenheit aufgearbeitet. Bildquelle: Die richtige Bewegung ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Bomedus Schmerztherapie. Bildquelle: Ksenia Makagonova / unsplash.com
Im Erzählcafé werden vor allem Geschichten und Zeitzeugenberichte aus der Vergangenheit aufgearbeitet. Bildquelle: Die richtige Bewegung ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Bomedus Schmerztherapie. Bildquelle: Ksenia Makagonova / unsplash.com

Welche Geschichten hören wir im Erzählcafé?

Die Themen werden beliebig weit oder eng umrissen, sodass zum Beispiel das Leben in Düsseldorf in den 1960er Jahren ein schönes Motto sein könnte. Das Erzählcafé funktioniert auch als Brücke zwischen den Kulturen gut, wenn Menschen, die in anderen Ländern aufwuchsen, von ihrem Leben und ihrer Kultur berichten. Die Zuhörer im Erzählcafé erleben eine Geschichtsstunde, aber ohne viele Zahlen, sondern lebendig und anschaulich. Die älteren Menschen erinnern sich zudem gerne an ihre Kindheit und Jugend und freuen sich über interessierte Zuhörer.

Im Johanniter-Stift im hessischen Klein-Karben gibt es speziell ein Erzählcafé für Männer, da sie sich im Seniorenheim eher zurückziehen und sich abkapseln. Einmal pro Woche treffen sich die Senioren, um sich über aktuelle Themen oder Geschichten aus ihrem Leben auszutauschen. Der Moderator der Gesprächsrunde bringt immer einen Themenvorschlag mit, doch diesen benötigen die munteren Herren zunehmend seltener, da sie von alleine ins Erzählen kommen.

Lachen ist und bleibt die beste Medizin, auch für Menschen mit Demenz. Bildquelle: shutterstock.com
Lachen ist und bleibt die beste Medizin, auch für Menschen mit Demenz. Bildquelle: shutterstock.com

Das Erzählcafé in der Bibliothek der Generationen

Im Historischen Museum der Stadt Frankfurt begann zur Jahrtausendwende das große Erinnerungsprojekt „Bibliothek der Generationen“. Das künstlerische Projekt ist generationenübergreifend angelegt und wir werden sein Ende im Jahr 2105 nicht mehr erleben. Ziel des Projekts ist es nicht nur Erinnerungen zu bewahren, sondern auch sie zu teilen. Daher bildet die Bibliothek der Generationen bis Mai 2018 jeden Monat die passende Kulisse für ein Erzählcafé. Zu dem Thema „Ankommen in Frankfurt“ tauschen sich Menschen unterschiedlichen Alters und Herkunft aus. Die alteingesessene Frankfurterin Gisela Feuerbach erzählte kürzlich, wie sie als Teenagerin kurz vor dem Ende des Krieges alleine und zu Fuß nach Frankfurt zurückkehrte. Zu den Gästen des Erzählcafés gehörten junge Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan. Auf ihrer Flucht erlebten sie Ähnliches und es kam zu einem Austausch zwischen den Generationen.

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