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Unterwegs in doppelter Mission: Als Betriebsrätin einer großen Versicherung verhandelt Susanne Bötel gute Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter. In ihrer Freizeit verwandelt sie sich in die Clownin Rosalore und bringt an Demenz erkrankte ältere Menschen zum Lachen.

Susanne Bötel wird "Rosalore" und zaubert vielen, aber vor allem an Demenz erkrankten Menschen, ein Lächeln ins Gesicht. Bildquelle: Michael Hagedorn
Susanne Bötel wird “Rosalore” und zaubert vielen, aber vor allem an Demenz erkrankten Menschen, ein Lächeln ins Gesicht. Bildquelle: Michael Hagedorn

„Rosalore ist sozusagen die Betriebsrätin für Menschen mit Demenz“. Mit nordischem Einschlag in der Stimme erzählt die gebürtige Bremerin von ihrem ungewöhnlichen Alltag, wenn sie nach den Stunden im Büro in ihr rosa Kostüm und in die Rolle von Rosalore schlüpft. „Sie ist unkonventionell, sehr emotional, lebt im Hier und Jetzt, ist ganz neugierig, freut sich über die kleinen Dinge und das verbindet sie mit Menschen, die mit der Demenz leben müssen“. Seit sieben Jahren arbeitet die ausgebildete Clownin (http://rosalore.de/) schwerpunktmäßig mit ihnen in diversen Senioreneinrichtungen. 2015 schloss sie die Weiterbildung als „Künstlerische Begleiterin mit Menschen im Alter und mit Demenz“ ab. Inzwischen wird ihr Engagement als professionelle künstlerische Dienstleistung auch finanziell honoriert. Und da der 52-Jährigen das Zusammensein mit älteren Menschen viel Spaß macht, entschied sie sich vor eineinhalb Jahren, die hauptberufliche Arbeitszeit als Betriebsrätin zu reduzieren.

Idealer Mix aus Sicherheit und Kreativität

„Ich bin sehr dankbar, dass ich mit Anfang 50 noch so einen Umbruch geschafft habe. Normalerweise wird man dann ja eher ruhiger. Mit Rosalore ist daran nicht zu denken. Mit ihr fühle ich mich viel lebendiger“. Dieser Mix aus sicherer bürgerlicher Existenz und künstlerischem Engagement ist für sie ideal. Auch bei ihrer Arbeit als Betriebsrätin profitiert Susanne Bötel von Rosalore. „Ich habe oft mit echten Schicksalen zu tun, weil bei vielen Menschen das Leben nicht rund läuft. Ich bin empathischer geworden, aber ich kann mich auch gut abgrenzen. Das ist in der Arbeit als Clownin mit zum Teil sterbenden Menschen ganz wichtig für meine eigene seelische und körperliche Gesundheit.“ Dennoch ist der studierten Marketingfachfrau die Trennung zwischen beiden Bereichen wichtig. Kostümiert und grell geschminkt im Büro aufzutauchen käme für sie nicht in Frage.

Seit ihrer Jugend spielt sie Theater

Susanne Bötel ist Betriebsrätin in einerm großen versicherungsunternehmen und vertritt die Interessen der Mitarbeiter. Bildquelle: Susanne Bötel
Susanne Bötel ist Betriebsrätin in einem großen Versicherungsunternehmen und vertritt die Interessen der Mitarbeiter. Bildquelle: Susanne Bötel

Dabei konnte sie anfangs mit der Rolle der Clownin überhaupt nichts anfangen. Seit ihrer Jugend macht Susanne Bötel Amateurtheater. Es hat sie immer geärgert von den Regisseuren für die komischen Rollen besetzt zu werden. Bis eine Kollegin zu ihr sagte, „dann kannst du ja gleich Clown werden“. Ihre Neugier siegte und nach einem Schnupperkurs war sie fasziniert. Davon, dass man sich viel mit sich selbst beschäftigt, weil es um die eigenen Grenzen und Konventionen geht. „Man kann nur ein guter Clown sein, wenn man die Konvention einfach ablegt. Konventionen sind wichtig, aber manche sind auch überflüssig. Es geht darum den Mut zu haben auch mal spielerisch darüber hinwegzugehen.“ Mit Rosalore macht sie das jeden Tag. Sie umarmt fremde Leute, legt ihnen den Kopf in den Schoß, tanzt und singt mit ihnen.

Ihre andere künstlerische Ader, die Bildhauerei, hilft Susanne Bötel dabei abzuschalten, den Kopf frei zu kriegen – und geduldig zu sein. Privat arbeitet sie am liebsten mit Marmor. Handfeste handwerkliche Arbeit liegt ihr, sie ist keine, die ruhig auf dem Sofa sitzt und häkelt. Die Wahlhamburgerin bietet auch Bildhauer Kurse für Menschen mit Demenz an. Die Resonanz ist wider Erwarten enorm. „Wir sind ja alle immer so ergebnisorientiert. Davon löse ich mich in meinen Kursen, in denen es um den Spaß und die Freude an der Sache geht. Das Potenzial der Menschen zu sehen ist wichtig und nicht das, was sie nicht mehr können.“

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Humor als Alleinstellungsmerkmal

"Rosalore" - die Betriebsrätin der Menschen mit Demenz. Bildquelle: Jörg Plechinger
“Rosalore” – die Betriebsrätin der Menschen mit Demenz. Bildquelle: Jörg Plechinger

Letztes Jahr erweiterte Susanne Bötel ihr Angebot um ein Humortraining für Angehörige, Ehrenamtliche, Fach- und Pflegepersonal, an die sie ihre Erfahrungen mit Rosalore weitergibt. Für ihre Idee, Humor als professionelles Hilfsmittel auch bei Angehörigen von Menschen mit Demenz einzusetzen, gewann Susanne Bötel den 5. Preis der Rudi-Assauer-Stiftung. Eine tolle Auszeichnung und Wertschätzung ihrer Arbeit, die sie motiviert ihre weiteren Pläne zu realisieren. Als nächstes möchte sie einen Schulungsstützpunkt mit Kursen für Angehörige und Fach- und Pflegepersonal aufbauen, wofür sie momentan Kooperationspartner sucht. Als Marketingfachfrau weiß sie Kontakte zu knüpfen und ihre Gesprächspartner zu überzeugen. „Für Senioreneinrichtungen würde eine Kooperation auch positiv auf sie zurückfallen, da es ja ein toller Nutzen für die Angehörigen und damit auch für die Erkrankten ist.“ Humor als Alleinstellungsmerkmal, mit dem Susanne Bötel alias Rosalore die Welt von an Demenz erkrankten Menschen heller und schöner macht.

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