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In Anlehnung an den Titel eines Bestsellers aus dem Jahr 2010 „Nein, ich will keinen Seniorenteller!“ möchte ich heute einen Aufruf an die Wohnungswirtschaft starten und den Slogan ändern in „Nein, ich will keine Seniorenwohnung!“ Zu Recht distanziert sich die neue Rentnergeneration von der Stigmatisierung und der Verallgemeinerung einer ganzen Bevölkerungsgruppe. Der Begriff „Senioren“ ist schon fast zum Schimpfwort geworden. Er suggeriert, überspitzt gesagt, den Beige tragenden älteren Menschen in Bequemschuhen auf Kaffeefahrt. Viele möchten nicht allein auf Grund ihres Alters in diese Schublade gesteckt werden.

Die neue Generation der „Jungen Alten“

Die heutigen "Jungen Alten" sehen sich eher nicht in einer Seniorenwohnung. Bildquelle: shutterstock.com
Die heutigen “Jungen Alten” sehen sich eher nicht in einer Seniorenwohnung. Bildquelle: shutterstock.com

Die Fachwelt versucht dem entgegenzuwirken und positiv besetzte Begriffe für ihr Marketing zu finden, wie zum Beispiel silver ager, golden ager oder best ager. Aber egal wie man die Menschen im sogenannten 3. Lebensalter nennen will, feststeht, dass eine neue Zeitspanne im Lebenszyklus entstanden ist. Statistisch hat jeder Deutsche nach Eintritt ins Rentenalter noch 12 gesunde Jahre vor sich. Die gestiegene Lebenserwartung in Kombination mit dem demographischen Wandel generiert eine stark wachsende Gruppe der „Jungen Alten“.

Aber warum tut man sich mit den Wortschöpfungen für diese Gruppe so schwer? Das hat mehrere Gründe. Auf jeden Fall gibt es nicht mehr die eine homogene Gruppe der Menschen in der nachberuflichen Phase. Heute kann eine 60-jährige Frau noch Mutter eines schulpflichtigen Kindes sein, könnte aber auch bereits Oma sein. Sie kann körperlich fit sein wie früher eine Mittvierzigerin oder auch schon die ein oder andere gesundheitliche Einschränkung haben. Das Alter ist heute bunt und vielfältig! Nach einer Studie schätzen sich Befragte im Schnitt 15 Jahre jünger, als sie tatsächlich sind. Diese veränderte Selbstwahrnehmung muss man zur Kenntnis nehmen. Marketingkonzepte müssen diese neue entstandene Generation anders ansprechen.

Warum wir keine Seniorenwohnungen brauchen

Passende Wohnungen für Menschen aller Altersklassen sollte das neue Motto im Wohnungsbau sein. Bildquelle: shutterstock.com
Passende Wohnungen für Menschen aller Altersklassen sollte das neue Motto im Wohnungsbau sein. Bildquelle: shutterstock.com

Das gilt auch für die Wohnungswirtschaft. Investoren bemängeln, dass sie ihre Seniorenwohnungen oder barrierefreien Wohnungen auf dem Markt nicht platzieren können. Teilweise müssen sie nach den neuesten Baugesetzen barrierefreie Wohnungen errichten aber für den Verkauf wieder zurückbauen. „Keiner will alt sein, aber jeder will alt werden.“ So heißt ein treffendes Sprichwort.

Was wir also brauchen sind neue Wohnkonzepte für die Lücke zwischen Eigenheim und Altersheim. Wenn das Haus zu groß geworden ist, die Unterhaltung zu beschwerlich, die Wohnsituation einfach nicht mehr zur Lebenssituation passt, müssen Alternativen entwickelt werden. Wohnbedürfnisse verändern sich mit dem Lebenszyklus. Die junge Familie sucht eher das Reihenhaus, der beruflich flexible Vierziger zieht dem Job hinterher und wenn die Kinder aus dem Haus sind oder die Rente neue Freiheiten bringt, kommt die Wohnsituation wieder auf den Prüfstand. Und schon ist der Entscheidungsprozess im Gange, man fragt sich: Wollen wir uns verändern oder wohnen bleiben? Wie könnte dann die Alternative aber aussehen?

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Wir brauchen Wohnungen passend für alle Menschen

Auch die Generation 59plus sucht lieber nach einer normalen Wohnung, statt nach einer Seniorenwohnung. Es gilt also umzudenken. Bildquelle: shutterstock.com
Auch die Generation 59plus sucht lieber nach einer normalen Wohnung, statt nach einer Seniorenwohnung. Es gilt also umzudenken. Bildquelle: shutterstock.com

Wohl kaum einer denkt da an eine barrierefreie Wohnung oder gar das betreute Wohnen. Hier tut sich auf dem Wohnungsmarkt eine Lücke auf, die es zu schließen gilt. Die Lösung heißt in meinen Augen ganz simpel: Baut ganz normale Wohnungen. Aber die mit so viel Komfort, was Bewegungsflächen und Schwellenlosigkeit anbelangt, dass sie für alle potentiellen Bewohner gleichermaßen passend sind.

Also weg vom Schubladendenken. Natürlich kommen mit dem Alter die ein oder anderen Wehwehchen. Da muss man schon genauer hinschauen bei der Wohnungssuche. Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, die Nahversorgung für den täglichen Bedarf und auch die Schwellenlosigkeit sollten Bedingung sein. Aber eine junge Mutter mit Kinderwagen hat auch nichts gegen einen Aufzug. Und die bodengleiche Dusche finden alle, gleich welchen Alters, gut.

Also lasst uns unsere Typologien beim Wohnungsbau überdenken und neue Wege gehen. Dann gibt es hoffentlich bald nur noch Wohnungen für Menschen. Meine Botschaft an die Wohnungswirtschaft lautet: Wir brauchen Wohnungen, die passend sind für verschiedene Phasen im Lebenszyklus und die unterschiedlichsten Wohnbedürfnisse bedienen.

Herzlichst Ihre Sabine van Waasen

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