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Ein Kommentar von Martin Beier

Wann gibt’s mal wieder richtig Zinsen? Das fragen sich Millionen deutscher Sparer, nachdem es jetzt – in Anlehnung an Rudi Carell’s Klassiker – mal einen richtigen Sommer gibt.

Weil Griechenland und andere Schuldenländer der „europäischen Südkurve“ Milliarden-Hilfen und Minizinsen brauchten, müssen Millionen Sparer und Lebensversicherte finanziell bluten. Gut versorgte Politiker und noch besser versorgte Notenbanker nehmen dieses finanzielle Ausbluten stillschweigend in Kauf als sog. Kollateralschäden. Zusätzlich verschreckt Mario Draghi Sparer mit dem Verlangen nach mehr Inflation; sprich: Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank EZB will mehr Geldentwertung. Das ist das krasse Gegenteil dessen, wozu der Italiener gem. Satzung der EZB verpflichtet ist.

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Griechenland ist geheilt

Die griechische Schuldenkrankheit ist inzwischen geheilt. So heißt es offiziell. Die Heilung sieht so aus, dass Griechenland sich jetzt angeblich wieder aus eigener Kraft neu verschulden kann; ohne Stütze von europäischen oder weltweiten Hilfsfonds. Und weil das so ist, könnten Sparer auf Zinsen hoffen; angeblich.

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Bundesfinanzminister Olaf Scholz heult quasi schon auf. Er rechnet mit deutlich höheren Zinsen. Eigentlich müsste der Minister gar nicht heulen. Er macht – wie es vielfach heißt – gar keine neuen Schulden. Tatsächlich muss „der Bund“ jedoch jedes Jahr für mehr als 100 Milliarden Euro neue Bundesanleihen und ähnliche Papiere ausgeben, um alte, fällige Schulden zurückzahlen zu können. Sofern deutlich höhere Zinsen kommen, müssen Minister Scholz und seine Leute höhere Zinsen für solche Ersatz-Anleihen bieten.

Italien das neue Sorgenkind

Bis Sparer tatsächlich mehr Zinsen bekommen, muss nun ein neues Problem unter Kontrolle bleiben: das Problem Italien. Italien ist ähnlich hoch verschuldet wie Griechenland. Die Beurteilung der Sicherheit italienischer Staatsanleihen wird eher früher als später auf „Schrott“-Niveau herabgestuft werden. Dies gilt umso mehr, als Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte seinen Landsleuten offenbar jene finanziellen Schmerzen ersparen will, die Griechenland in den jüngsten acht Jahren so gequält haben.

Für viele Beobachter scheint der „Schrott-Status“ für Italien unausweichlich. Dann beginnt das Griechen-Drama von Neuem; nur auf vielfach höherem italienischem Niveau. Der EZB-Italiener Draghi kann seine Landesleute natürlich nicht im „finanziellen Regen“ stehen lassen, nachdem er Griechen, Spaniern und Portugiesen so massiv geholfen hat. Und wenn Draghi hilft, dann hilft er nicht mit eigenem EZB-Geld, sondern mit Geld der EZB-Eigentümer-Länder, wie Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und den anderen EU-Partnerländern. Die Haftung dafür tragen Sparer, Lebensversicherte, Wähler und Bürger aus den anderen EU-Ländern. Deutsche Sparer und Anleger hängen dann wieder voll mit drin.

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Zinsen weiter auf Nullniveau

In den jüngsten Jahren hat die EZB schon aberwitzige Milliarden-Beträge fast schrottiger italienischer Staatsanleihen angekauft – und zwar für viel weniger Zinsen als Italien ohne EZB-Stütze hätte zahlen müssen. Als die politische und finanzielle Krise sich zuletzt in Italien zuspitzte, sind die Zinsen an der Börse nicht etwa gestiegen, wie es sich aus der Logik ergeben hätte: Schlechte Schulden kosten höhere Zinsen.

Tatsächlich sind die Zinsen im Börsengeschäft gesunken: Die Strategen rechnen offenbar mit einem neuerlichen Not-Einsatz der EZB. Am Ende der finanziellen Wirkungskette bedeutet das für Sparer und Lebensversicherte weiter niedrige oder gar keine Zinsen. Sparer in Fonds für Anleihen und Renten sind ebenfalls betroffen. Einzig Kreditnehmer können weiter mit niedrigen Zinsen rechnen. Allerdings: „59-Plusser“ kriegen ja bekanntlich allenfalls in Ausnahmefällen Kredit.

Herzlichst Ihr Martin Beier

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