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von Diplom Psychologin Gabriele Birnstein

Wer keine hat, wünscht sich eine und wenn man eine hat, hält diese Beziehung oft länger als eine Ehe. Die allerbeste Freundin ist gemeint, die einen oft besser kennt als man sich selbst. Die berühmtesten Freundinnen wurden uns lange Zeit jeden Dienstagabend im Fernsehen serviert: Vier in Aussehen und Charakter sehr unterschiedliche Frauen, Carrie, Samantha, Charlotte und Miranda lebten und litten auf hohem Niveau in New York, im schicken Stadtteil Manhatten. Carrie, die bis heute berühmte und kapriziöse Mode-Ikone schrieb im Film als Journalistin die angesagte Kolumne „Sex and the City“, ein Spiegelbild ihres Lifestyles und das ihrer Freundinnen.

Bedient wurden alle gängigen Klischees über Sex (wie oft, wie wild, wie lange?), Beziehungen (haben Männer Angst vor festen Bindungen?) und das Leben ganz allgemein (wie viele Paar Schuhe braucht eine Frau zum Glücklichsein?). Und obwohl die Gegensätze zwischen den Damen, z.B. der sexbesessenen, giftblonden Samantha mit Luxusweibchen-Allüren und der konservativen, kleinmädchenhaften Charlotte, die für ein Leben im Landhausstil steht, nicht größer sein konnten, hielten die Jetset-Freundinnen zusammen wie Pech und Schwefel.

Die Realität einer langjährigen Frauenfreundschaft sieht dagegen wesentlich nüchterner aus. Selten halten es drei oder vier Frauen jahrelang einträchtig miteinander aus. Viel eher bilden sie dann kleine, wechselnde Koalitionen und gegenseitige Eifersüchteleien bestimmen den Alltag.

Auch eine langjährige Freundschaft ist harte Arbeit. Bildquelle: © Shutterstock.com
Auch eine langjährige Freundschaft ist harte Arbeit. Bildquelle: © Shutterstock.com

Beste Freundin

Das Modell der einen und einzigen, allerbesten Freundin ist da deutlich überlebensfähiger. Allerdings fordert eine ernsthafte Freundschaft ähnliche Verhaltensqualitäten wie eine Partnerschaft. Richtige Freundschaft ist eben auch eine Form der Liebe, nur ohne Sex. Der besten Freundin kann man alles anvertrauen, aber nicht unbedingt den eigenen Freund oder Ehemann. Denn man kann sich noch so gut kennen und überzeugt sein, sich gegenseitig nie den Mann ausspannen zu wollen, die Wirklichkeit sieht anders aus. Das Schicksal der fotohübschen Sylvie Meis, die ihren Ehemann an ihre beste Freundin abtreten musste, ist vielen vielleicht noch in Erinnerung.

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Der gleiche Geschmack

Der Grund scheint offensichtlich: Wenn erst mal der Betrug vollzogen ist, lässt sich häufig nichts mehr kitten. Aber wie kommt es überhaupt zu dieser gefährlichen Annäherung der Freundin mit dem geliebten Partner? Der sehr vertraute und fast intime Umgang der innig befreundeten Frauen miteinander begünstigt immer, dass sich der eigene Freund und die beste Freundin auch relativ schnell sehr nahe kommen. Meistens freut sich die verliebte Freundin noch besonders darüber, wenn der neue Partner bei der besten Freundin auch so gut ankommt. Dabei unterschätzen alle Beteiligten die Brisanz der schnellen Vertrautheiten. Wenn sich zwei Frauen sehr gut verstehen, haben Sie oft auch den gleichen Geschmack. Sie mögen die gleiche Mode und nicht selten aber leider auch die gleichen Männer.

Die Beteuerung der Freund meiner besten Freundin ist absolut tabu“, enttarnt sich häufig als ein leerer Schwur. Gelegenheit macht Liebe. Und meistens entsteht aus dieser „verbotenen Liebe“ nicht einmal eine neue große Liebe, sondern nur Verdruss. Die große Tragik dieser Geschichten liegt in der völligen Ahnungslosigkeit der Betrogenen und der unglaubliche Schock und Schmerz angesichts der Scherben einer zerbrochenen Partnerschaft. „Und dieser Frau habe ich blind vertraut!“ Mit diesem Satz endet meistens die klassische Dreiecksbeziehung. Und das ist auch die Hauptsünde, die aus einer langen Freundschaft eine nachhaltige Enttäuschung macht. Wem kann man noch vertrauen, wenn selbst die beste Freundin sich plötzlich in eine mitleidlose Konkurrentin verwandelt?

Gabriele Birnstein ist vielseitig und offen. Ob Journalismus, Psychologie oder Tischtennis - alles weckt ihr Interesse und macht damit ihr Leben bunt. Bildquelle: Gabriele Birnstein
Gabriele Birnstein ist vielseitig und offen. Ob Journalismus, Psychologie oder Tischtennis – alles weckt ihr Interesse und macht damit ihr Leben bunt. Bildquelle: Gabriele Birnstein

Freundin fürs Leben

Dabei zerbricht eben nicht nur eine Partnerschaft, sondern meistens auch eine langjährige Frauenfreundschaft. Viele Frauen bedauern noch Jahre später, dass ein kurzes Abenteuer so viel zerstört hat. Versöhnungen sind trotzdem relativ selten oder sie halten nicht lange, denn das Misstrauen sitzt tief. Wenn man allerdings diesen großen Doppelfehler vermeidet, ist eine Dauerfreundschaft eine wirkliche Bereicherung für das eigene Leben.

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