Die österreichische Autorin Monika Helfer hat mit ihren beeindruckenden Büchern „Bagage“, „Vati“ und „Löwenherz“ konsequent durch ihre Ursprungsfamilie geführt. Nun hat sie noch einmal aus Lebenserinnerungen große Literatur gezaubert. In „Die Jungfrau“ (erschienen im Hanser Verlag) geht es um sie und ihre engste Jugendfreundin Gloria.
Monika steht nach vielen Jahren ohne Kontakt am Bett dieser Freundin, beide inzwischen über 70.
In einem Brief hatte Gloria sie, „bevor sie sterbe“ um einen Besuch gebeten. Die Lebenswege hätten nicht unterschiedlicher verlaufen können. Während Monika eine berühmte Autorin geworden ist, hat Gloria sich in ihren Träumen verhaspelt und verharrt in einem einsamen Dasein im Haus ihrer verstorbenen Mutter. Die einst schillernde, exzentrische Freundin bittet Monika inständig über sie zu schreiben, auch wenn es nur eine Seite ist.
„Ja, Moni, schreib eine Seite über mich, denn wenn ich sterbe, ist dann noch etwas von mir da.“
Damals waren die zwei engste Weggefährtinnen. In Monis Augen war Gloria immer die Hübschere, die mit dem Brigitte Bardot Schmollmund, dem Mona-Lisa-Lächeln. Gloria, die Abenteuerlustige, die immer im Vordergrundstehende. Monika übersieht sich selbst oft, ist bescheiden und unauffällig, kommt familiär aus einfachsten Verhältnissen. Dagegen Gloria, mit Mutter im schönen Haus und Geld im Überfluss. Alles wird dreifach gekauft, Kleidung, Möbel, Kosmetik, sogar die Lebensmittel.
Genau diese Unterschiede, das Vergleichen, auch die Konkurrenz verbindet beide, prägt diese Freundschaft und vielleicht sogar den Lebensweg beider Frauen. Macht sie irgendwie auch zu Partnern. Die eine Gloria, lebt ihre Verrücktheit aus, Monika zieht mit.
Mit siebzehn Jahren gehen sie beispielsweise auf eine Reise, die Gloria geplant hat. Sie hat viel Geld dabei und verkündet Moni dann, dass sie nach New York reisen will, damit sie sich dort beide entjungfern lassen. Da ist sie, die schrille Gloria. Die Reise scheitert letztendlich an der Minderjährigkeit. Sie bekommen keine Flugtickets ausgehändigt. Aber sie verbringen drei Tage in einem Züricher Grandhotel, es wird geshoppt und „Grand Dame“ gespielt.
Schon damals träumt die eine von einer Schriftsteller-, die andere von einer großen Schauspielkarriere. Monika lebt ihren Traum, heiratet, bekommt Kinder. Gloria verwickelt sich und verebbt irgendwie.
Im Leben der attraktive Freundin spielen natürlich auch Männer eine Rolle, immer eher schräge Geschichten. Gloria bleibt Single. Und eröffnet Monika dann an einem dieser Besuche am Krankenbett: „Ich bin noch Jungfrau“
Zurückblickend fragt Monika sich: Was und wer waren wir? Was ist geblieben, was heißt es Jungfrau geblieben zu sein. Welche Rollen hatten sie sich damals und eigentlich bis heute gegeben? Ist das nicht die vordergründigste Frage? Was und wer war ich? Für mich, für meine „Ich, ich, ich“-Freundin? Was bin ich davon heute noch?
All das erzählt Monika Helfer zart und leise. Ohne Vorwürfe oder Hadern. Ohne Fazit. Wenn ich ihre Bücher lese, habe ich immer das Gefühl, dass sie neben mir in Vorarlberg auf einer Bank sitzt und ihr Leben vorliest. Geborgenheit und Wehmut klingen mit, aber auch soviel Liebe!
In einem Interview sagte sie selbst einmal:
„Ich schreibe immer über mich, weil ich nichts anderes habe!
Vielleicht ist es das, was einen so wohl fühlen lässt. Also, ab aufs Sofa und am besten alle vier Bücher lesen.
Herzlichst Eure Katharina
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