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Der Name „Hilfe bei der sprachlichen Integration“ ist nicht gerade kurz. Wenig verwunderlich wird das Zentrum in Düsseldorf schon lange nur noch „Hispi“ genannt. Karin Jungjohann und Barbara Gladysch riefen das Projekt im Jahr 2015 ins Leben. Linda Schramm ist ihrem Herzen gefolgt und seit 2018 als Honorarkraft im Hispi tätig. Sie organisiert und leitet es gemeinsam mit der Geschäftsführerin Karin Diane Jungjohann.

Mittlerweile haben mehr als 400 ehrenamtliche Unterstützer im Hispi die deutsche Sprache unterrichtet. Von 2015 bis 2019 nahmen 2500 Erwachsene aus über 40 Herkunftsländern und 300 Kinder an Sprachkursen teil.

Im Hispi können Flüchtlinge und Migranten die deutsche Sprache lernen, in der Regel ohne Wartezeiten und immer ohne Kursgebühr. Die Lehrer sind auch, aber nicht nur, (frühere) Pädagogen. Statt einem strengen Lehrplan zu folgen, steht beim Hispi die persönliche Komponente im Vordergrund. Trotzdem legt die Organisation Wert darauf, die Sprache gut und verständlich zu vermitteln.

Welche Sprachkurse bietet das Hispi an?

Die Sprachkurse sind vielfältig und richten sich nach den Vorkenntnissen der Lernenden. Von (Primär-) Analphabeten bis hin zu Fortgeschrittenen (B1) findet jeder den passenden Kurs. Elf kostenfreie Sprachkurse werden von Montag bis Freitag angeboten und auch Kinder unterstützt das Hispi mit täglicher Nachhilfe für die Schule. Nicht nur Flüchtlinge profitieren von den Kursen. Auch Menschen, die aus anderen Gründen nach Deutschland kamen und kein Geld für einen Sprachkurs haben, können im Hispi Deutsch lernen. Ohne Kenntnisse der deutschen Sprache bleibt den Menschen der Arbeitsmarkt in Deutschland sonst weitgehend verschlossen.

Die Teilnahme am Sprachkurs ist grundsätzlich freiwillig. Nimmt jemand jedoch sehr unregelmäßig teil und ein weiterer Interessent steht auf der Warteliste, vergibt das Zentrum den Platz neu.

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Die deutsche Sprache ist bekanntlich eine sehr schwere Sprache. Die Mitstreiter im Hispi helfen Menschen aus dem Ausland unsere Sprache zu erlernen. Bildquelle: © Element5 Digital / Unsplash.com
Die deutsche Sprache ist bekanntlich eine sehr schwere Sprache. Die Mitstreiter im Hispi helfen Menschen aus dem Ausland unsere Sprache zu erlernen. Bildquelle: © Element5 Digital / Unsplash.com

In Düsseldorf wird nicht nur Deutsch gepaukt

Die Sprache gilt als Schlüssel zur Integration, aber das Hispi geht einen entscheidenden Schritt weiter. Dazu Linda Schramm: „Es ist ein Ort der Begegnung für alle Menschen, die hier hinkommen. Das sind die Mitstreiter und das sind auch die Teilnehmer.“ Durch Fahrradkurse, Ausflüge und Workshops zum Thema Integration erhalten die Menschen noch mehr Möglichkeiten, in der neuen Heimat anzukommen. Auch bei wichtigen praktischen Fragen des Alltags helfen die ehrenamtlichen Unterstützer des Hispi. Schon als deutscher Muttersprachler sind Behördenbriefe oft schwer zu verstehen. Daher ist es wenig verwunderlich, dass die Flüchtlinge Unterstützung im Umgang mit Behörden gut gebrauchen können. Berufsanfänger zu coachen und bei der Wohnungssuche zu helfen sind weitere Angebote. Die Initiative Arrival Aid ist mittlerweile ein fester Bestandteil im Hispi und bietet ergänzend Hilfe im Asylverfahren an.

Hispi goes Ehrenamt

Vielen Teilnehmern des Hispi liegt es am Herzen, für die erhaltene Hilfe etwas an die Menschen zurückzugeben. Deshalb zählt „Hispi goes Ehrenamt“ zu den besonders wichtigen Projekten, das als Zukunftsvision künftig über ein Portal die Menschen und passende Projekte zusammenbringt. Derzeit kümmert sich das Leitungsteam des Hispi darum und spricht die Teilnehmer an.

Wer in der Sprache schon etwas fortgeschrittener ist, kann im Ehrenamt seine Sprachkenntnisse anwenden, Kontakte knüpfen und Gutes tun. Das Hispi unterstützt die Deutsch Lernenden, eine für sie passende Tätigkeit als Ehrenamtler zu finden. Dazu zählt die Unterstützung älterer oder körperlich eingeschränkter Menschen beim Einkaufen oder sonstiger Hilfe im Alltag. Diese Begegnungen können helfen, Vorurteile und Berührungsängste abzubauen – und manchmal sogar unerwartete Gemeinsamkeiten zu entdecken. Weitere Projekte sind der Dreck weg Tag, an dem sich die Teilnehmer für das Gemeinwohl einbringen und die Stadt Düsseldorf vom Müll befreien.

Die Generation 59plus im Hispi

Regelmäßig Sprachunterricht zu erteilen kostet Zeit und Kraft. Wer wäre dafür besser geeignet als Senioren, die nicht mehr im Berufsleben stehen. Durch das positive Feedback ihrer Schüler bekommen sie Anerkennung und die Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturkreisen bereichert sie zudem. Beim Hispi arbeiten derzeit 21 ehrenamtliche Sprachlehrerinnen und Sprachlehrer im Alter 59plus, wie uns Linda Schramm berichtet. Sie stellen knapp die Hälfte der Ehrenamtler und viele davon haben zuvor noch nicht unterrichtet. Wer offen und interessiert an Menschen ist, bringt trotzdem beste Voraussetzungen mit. Wer anfangs unsicher ist, kann zunächst in Kursen zuschauen und zuhören. Außerdem stellt das Hispi zahlreiche Materialien und das Hispi-Buch zur Verfügung. Besonders wichtig ist der Austausch zwischen den Lehrern, sodass die Neulinge von den etwas Erfahreneren lernen können. Während der Kurszeiten sind immer drei bis fünf andere Mistreiter vor Ort, die derjenige um Rat fragen kann.

Ein solches Ehrenamt kann hervorragend helfen, gegen die Einsamkeit im Alter anzukämpfen. Verstirbt der langjährige Partner und leben die Kinder weit weg, leiden ältere Menschen häufig an dem Alleinsein. Mit einer festen Aufgabe wie dem Ehrenamt können sie dem Tag eine Struktur geben und knüpfen nebenbei Kontakte und tauschen sich aus. Doch die ehrenamtlichen Lehrer im Hispi haben, unabhängig vom Alter, noch weitere Gründe, sich dort zu engagieren. Linda Schramm nennt uns als Motiv, dass die Ehrenamtler andere Kulturen kennenlernen wollen, sich über positives Feedback und Bestätigung freuen und einen gesellschaftlichen Beitrag leisten möchten.

Im Hispi in Düsseldorf ist jeder herzlich willkommen, der das Projekt aktiv und ehrenamtlich unterstützen möchte. Bildquelle: © Katie Moum / Unsplash.com
Im Hispi in Düsseldorf ist jeder herzlich willkommen, der das Projekt aktiv und ehrenamtlich unterstützen möchte. Bildquelle: © Katie Moum / Unsplash.com

Im Alter 59plus eine neue Sprache lernen

Doch nicht nur auf Seite der Unterrichtenden treffen wir im Hispi Menschen der Generation 59plus. Unter den Flüchtlingen finden sich auch ältere Menschen, die im höheren Alter gezwungen sind, noch einmal von vorne anzufangen. Ist die Schule und Ausbildung schon Jahrzehnte her, fällt das „Schulbank drücken“ manchmal nicht mehr so leicht. Daher kann es hilfreich sein, wenn ältere Lehrer auf ältere Schüler treffen – und sie ein gemeinsames Verständnis entwickeln. Außerdem gibt es im Hispi keinen Zeitdruck. Wer folglich etwas länger braucht, weil er das Lernen nicht mehr gewohnt ist, kann die Kurse mehrfach besuchen. In Ausnahmefällen gibt es sogar die Möglichkeit, dass derjenige eine individuelle Nachhilfe bekommt.

Aus einer Bürgerinitiative entstanden, ist das Hispi seit 2018 ein Geschäftsbereich der gemeinnützigen Sophia-Akademie. Das macht es dem Projekt leichter, Förderungen und Zuwendungen zu bekommen.

Wir wünschen dem Team vom Hispi und seinen ehrenamtlichen Sprachlehrern weiter viel Erfolg und danken Linda Schramm für den Blick hinter die Kulissen des Hispi.

SIE haben Lust sich als Mitstreiter im Hispi ehrenamtlich zu engagieren? Dann schreiben Sie uns eine Email an redaktion@59plus.de und wir stellen den Kontakt sehr gern her.

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