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Der Medienprofi, Berater und Buchautor Frank Behrendt ist ein Meister der Lebenskunst. Sein Motto „Life is great “ lebt der 54-Jährige jeden Tag mit ansteckend guter Laune. Im Gespräch erzählt der Stern.de Kolumnenschreiber, wie ihn die Helden seiner Kindheit geprägt haben und warum er keine Angst vor dem Alter hat.

Herr Behrendt, wo hat es bei Ihnen denn heute Morgen beim Aufstehen gezwickt?

Das ist eine gute Frage. Ich glaube, traditionell im Rücken. Früher hüpfte ich wie ein Flummi aus dem Bett, jeder Tag war gleich, aber heute reagieren die Gelenke schon mal auf das Wetter. Wenn ich am Morgen die erste Hunderunde gemacht habe und ein bisschen eingelaufen bin, läuft die Maschine wieder wie von selbst. Aber es ist schon so, dass der Körper im Alter pflegebedürftiger ist.

Sie sind ein großer Winnetou Fan, Ihr aktuelles Buch heißt „Die Winnetou Strategie“. Waren Sie immer schon Ihr eigener Häuptling im Leben?

Nein. Ich bin auch nicht als großer Guru oder Häuptling auf die Welt gekommen. Ich habe natürlich auch Fehler gemacht, aber daraus gelernt. Ein Journalist schrieb einmal ganz treffend, ich hätte meine erste Familie auf dem Altar der Karriere geopfert. Das bringt es auf den Punkt. Als jung-dynamischer Agenturberater wurde ich mit noch nicht einmal 30 Jahren Geschäftsführer und habe einen Haufen Geld verdient. Ich dachte, jetzt arbeite ich noch mehr und mache Karriere, dann kann ich meiner Familie später davon ein tolles Leben ermöglichen.

Ich habe leider nicht gesehen, dass meine Familie wollte, dass ich im hier und jetzt für sie da bin und mich auch um alltägliche Dinge wie eine kaputte Spülmaschine kümmere. Diese Erkenntnis hatte ich damals noch nicht und dafür habe ich teuer bezahlt durch das Scheitern meiner ersten Ehe.

Frank Behrendt besucht regelmäßig ein Seniorenheim in Köln und erlbet dort immer wieder tolle Momente. Bildquelle: John M. John
Frank Behrendt besucht regelmäßig ein Seniorenheim in Köln und erlbet dort immer wieder tolle Momente. Bildquelle: John M. John

Was war der Auslöser für den Aha-Effekt?

Den hatte ich vor 20 Jahren auf einer Almwiese, wo mir ein Coach die richtigen Fragen gestellt hat, was ich in meinem Leben künftig anstrebe. Und da wusste ich, dass ich nie wieder möchte, dass ein Job Herr über mein Leben wird. Daraus habe ich für mich persönlich ein Lebenskonzept gebastelt, dass sich in meinem ersten Buch „Liebe dein Leben und NICHT deinen Job“ wiederfindet, mit der Masterthese „Liebe deine Familie, deine Freunde, dich selbst und das Leben. Aber nie deinen Job“. Die klare Fokussierung auf Menschen ist aus meiner Sicht immer wichtiger als jeder Job. Das heißt nicht, dass ich meinen Job nicht gut und gerne mache, aber ich liebe ihn nicht. Ich liebe nur Menschen.

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Sie strahlen tatsächlich eine ansteckende Fröhlichkeit aus. Was ist das Geheimnis Ihrer positiven Lebenseinstellung? 

Ich würde sagen, dass hat mit einer Haltung zu tun, die man sich irgendwann selber verordnet. Bei mir ist es das Mantra, dass es keinen Grund für schlechte Laune gibt, wenn man es auf die Sachebene bringt. Ich lache über Leute, die sich aufregen, wenn sie im Stau stehen oder wenn der Zug neun Minuten Verspätung hat. Wenn das die Probleme sind, die wir haben, dann sind wir wirklich im Paradies. Ich freue mich inzwischen regelrecht über Staus, denn dann habe ich mehr Zeit Hörspiele zu hören. Man kann jeder Situation immer auch etwas positives abgewinnen, das tue ich sehr konsequent.

Es geht am Ende doch eigentlich nur um die Frage: Was ist wirklich wichtig im Leben? Dass man am Leben und gesund ist oder keinen Hunger und Not zu leiden hat. Man braucht ja, um glücklich zu sein, gar nicht so viel. Alles andere ist additiver Luxus oder Reichtum, der aber auch verzichtbar ist. Glück kann für mich sein, in ausgelatschten Boots und Jeans mit meinem Hund am Rhein in der Sonne spazieren zu gehen.

Dieses Besinnen auf die Essentials des Lebens ist eine reine Kopfsache. Wenn Leute mich erleben, sagen sie verwundert, der ist ja wirklich so und zieht keine Show ab. Ich mache einfach viele Sachen, die mir Freude bereiten, ganz egal was andere darüber denken. Da kommt die gute Laune her.

Ein Foto zeigt Sie mit Ihren Großeltern, zwei Helden Ihrer Kindheit.

Ich hatte ganz tolle Großeltern. Auf dem Bild bin ich als kleiner Bubi mit meinem Großvater Fritz und meiner Großmutter Hanne zu sehen, die mir ein Buch vorlesen. Dieses Ritual hat sich bei mir eingebrannt bis heute. Ebenso die Erinnerung an die Besuche: Ich kam zu den Großeltern, bekam ein Matchboxauto geschenkt – auf meinem Schreibtisch steht ein kleiner Daktari-Jeep, genau der, den mir meine Großeltern damals geschenkt haben. Ich halte ihn in Ehren. Auch das Vorlese-Ritual. Heute lese ich meinen Kindern abends Pipi Langstrumpf oder den Räuber Hotzenplotz vor.

Diese Nähe zu den Großeltern ist etwas ganz Wichtiges. Ich bin der Meinung, wir müssen das wieder schaffen, weil wir auch sonst das Thema Betreuung gar nicht hinkriegen – sowohl der Kinder, aber auch, wenn die eigenen Eltern älter werden. Meine Schwiegermutter wohnt seit dem Tod ihres Mannes bei uns gegenüber – als eine Art Mehrgenerationen-Wohngemeinschaft über die Straße. Man muss ja nicht im gleichen Haus wohnen, aber die Nähe hat extrem viele Vorteile. Es ist ein wunderbarer Kosmos des Miteinanders und ich erlebe das als extrem positiv für alle Familienmitglieder.

Der Guru der Gelassenheit, Frank Behrendt, gemeinsam mit seinen Großeltern. Bildquelle: Frank Behrendt
Der Guru der Gelassenheit, Frank Behrendt, gemeinsam mit seinen Großeltern. Bildquelle: Frank Behrendt

Sie besuchen regelmäßig ein Seniorenwohnheim in Köln. Das ist eine Herzensangelegenheit von Ihnen. Wie kam das zustande, aus welchem Impuls heraus?

Die Idee dazu kam durch einen Werbespot von EDEKA, in dem ein Mann eine Todesanzeige an alle seine Kinder verschickt, um sie alle wieder einmal um sich zu haben. Das ist das Schizophrene am Leben: Wenn jemand stirbt, kriegt man Sonderurlaub, aber du bekommst keinen Sonderurlaub, um dich einfach mal spontan zu Lebzeiten um deine Lieben zu kümmern. Im Spot haben dann alle ansonsten total gestressten Kinder und Enkel Zeit für die Beerdigung und sitzen heulend im Wohnzimmer. Und dann kommt der Mann aus der Küche mit der Gans und sagt mit einem verschmitzten Grinsen, schön, dass ihr alle da seid.

Die berühmte Edelfeder Franz Josef Wagner hat dazu in der BILD geschrieben: “Toller Spot, aber wer trocknet die Tränen der echten Menschen in den Altersheimen?“ Das hat mich sehr berührt und ich bin direkt in das Seniorenheim in meiner Nachbarschaft gegangen, habe mit dem Heimleiter gesprochen und ihm vorgeschlagen, alle paar Wochen vorbeizukommen und eine Talkshow zu gestalten. Seitdem unterhalte ich mich regelmäßig auf einer roten Couch mit zwei Menschen über die Perlen ihres Lebens, die erste Liebe, den schönsten Urlaub, die schönsten Momente mit den Enkeln oder den ersten Job.

Hat das Ihren Blick auf das Alter verändert?

Ein Erlebnis hat mich total berührt. Ein Paar auf meiner Couch hat sich tatsächlich nach dem Verlust ihrer jeweiligen Lebenspartner ineinander verliebt. Als ich bei denen zur Geburtstagsfeier eingeladen war, hatte er für sie den Text von Freude schöner Götterfunken umgeschrieben, der in seiner Version am Ende lautete „Drum freuen wir uns über jede Stunde, denn das Leben ist so schön“. Wenn das Leute mit 86 und 93 Jahren mit einem Lächeln zueinander im Seniorenheim sagen, habe ich vor dem Alter keine Angst mehr.

Ich sage immer, im Altersheim sitzen das Gewissen und das Gedächtnis unseres Landes. Meine Liebe zu Winnetou kommt auch daher, dass die Kultur der Indianer mit dem Ältestenrat dieses Potenzial genutzt hat. Dass alle jungen Krieger, bevor sie eine Entscheidung gefällt haben, immer zuerst den Ältestenrat befragt haben, der mit ganz klaren Botschaften den Jungen einen klugen Rat gegeben hat. Diese Weisheit, von der ich sehr profitiere, erlebe ich auch bei meinen Gesprächen mit Senioren. Wir müssen dieses Kapital, dass in den weisen weiblichen und männlichen Häuptlingen steckt, viel mehr nutzen, denn das tut uns allen gut.

Welches Bild haben Sie vor Augen, wenn Sie sich mit 80 Jahren vorstellen?

Dass ich immer noch ein fröhlicher großer Junge bin. Ich sehe mich inmitten einer Schar von Enkelkindern wie in dem schönen Lied von Peter Fox „Haus am See“. Ich lese meinen Enkeln eine Geschichte vor, erzähle ihnen von Winnetou oder von früher. Ich sehe mich als Teil einer Gemeinschaft, wie in einem Indianerstamm, wo ich als Mitglied des Ältestenrats mit einem entspannten Lächeln den Jungen beim Spielen und Leben zuschaue. Das wäre mein Traum.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

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