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Ein privates Projekt zur Rettung von Bootsflüchtlingen macht von sich reden. Das Team von Sea Watch ist nun zum zweiten Mal vor der Libyschen Küste unterwegs – am 8.Juli wurden so zirka 100 Menschen vorm Ertrinken bewahrt.

Seit 2000 starben über 23.000 Flüchtlinge und Migranten vor Europas Toren bei dem Versuch, eine bessere Zukunft auf einem besseren Kontinent zu finden. Dieser Kontinent wird aber durch den Verwaltungsapparat des Staatenbundes der Europäischen Union mehr und mehr nach außen abgeriegelt und die Grenzen dicht gemacht. Das hindert die Menschen aus den Entwicklungsländern Afrikas und Asiens jedoch nicht daran, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um europäischen Boden zu betreten.

Die EU gibt sich entsetzt und besorgt angesichts so vieler Toter vor ihren Toren. Konkretes Handeln bleibt jedoch aus. Manch einen beschleicht das Gefühl, dass vom Schutz der Flüchtlinge hierzulande zwar viel geredet wird, aber Taten bleiben aus. Warum nimmt die Politik in Kauf, dass so viele Menschen im Mittelmeer ertrinken? Sie mögen ein abschreckendes Beispiel für Nachahmer bieten, scheint man sich zu denken.

Eine Gruppe engagierter Menschen will nun dem Elend nicht mehr tatenlos zusehen. Gemeinsam mit Familie und Freunden hat Harald Höppner ein altes Fischerboot erstanden, mit dem er Flüchtlinge zu retten plant. Mit Hilfsgütern für 500 Menschen bestückt hat sich nun eine Gruppe Engagierter an Bord der MS Sea-Watch ins Mittelmeer aufgemacht, um Flüchtlinge vor dem Ertrinken zu retten. Im Gebiet zwischen Malta und der libyschen Küste wollen die Aktivisten nun patrouillieren, um Flüchtlingen zu helfen.

Das Team der MS Sea Watch rettete schon bei den ersten Einsätzen vielen Flüchtlingen das Leben. Quelle: Sea Watch
Das Team der MS Sea Watch rettete schon bei den ersten Einsätzen vielen Flüchtlingen das Leben. Quelle: Sea Watch

Die Mitglieder der MS Sea-Watch wollen Flüchtlingen auf Booten in Not erste Hilfe leisten und Rettung durch zuständige Behörden und Institutionen einfordern. Ein weiteres Ziel von Sea Watch ist es, die humanitäre Katastrophe die sich tagtäglich an den Grenzen der EU abspielt, für die europäischen Medienkonsumenten bewusster und greifbarer zu machen, und Druck auf politische Entscheidungsträger auszuüben. Hierzu arbeitet Sea Watch mit dem Verein Borderline Europe zusammen. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, durch Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung von Akteuren und Lobbyismus in den EU-Institutionen gegen die EU-Abschottungspolitik vorzugehen.

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„Wir wollen die offiziellen Stellen in Europa in die Pflicht nehmen, indem wir Neuigkeiten vom Meer live übers Internet und per Telefon berichten. Unsere Mittel sind beschränkt, aber wir können Zeichen setzen.“, ist auf der Sea Watch-Webseite zu lesen.

Man freut sich, so viel Engagement und Eigeninitiative bei Menschen zu beobachten. Wir wünschen den Aktivisten von Sea Watch viel Erfolg bei ihrem Vorhaben und werden ihre Aktionen künftig hier im Magazin begleiten.

29.06.2015:

Vor neun Tagen nun hat die MS Sea Watch ihren ersten Einsatz auf dem Mittelmeer begonnen. Die bisherige Bilanz fällt vorwiegend positiv aus. Das Team beteiligte sich während seiner Jungfernfahrt an drei Rettungsoperationen im Auftrag des Italienischen Zentrums zur Koordination von Rettungseinsätzen (Mediteranian Rescue Coordination Center). Dabei wurden über 1.000 Geflüchtete gerettet.

In einem Fall ermöglichte Sea Watch zum Beispiel die Kommunikation zwischen dem Frachter MS Isabelle, der Küstenwache der italienischen Insel Lampedusa und der Reederei. Sea Watch kann ein wichtiger Bestandteil der Arbeit der Küstenwache sein. Die meisten Schiffe, die Flüchtlings-Rettungsoperationen unternehmen sind Handelsschiffe ohne medizinisches Fachpersonal. Sollte es zu einem Notfall auf einem dieser Schiffe kommen, können die Mediziner von Sea Watch mit einem Schnellboot zur Hilfe kommen. Mit diesem kann das Team auch Suchraster abfahren und so auch Flüchtlingsboote auffinden, die größere Schiffe eher nicht erreichen. Sea Watch vermutet, dass es außerdem durch seine Späh-Funktion auf dem Mittelmeer Handlungsdruck bei den Rettungsbehörden aufbauen kann.

 

09.07.2015:

Bei seiner zweiten Einsatzfahrt koordinierte Sea Watch die Rettung von zirka 100 Flüchtlingen. Am Morgen des 8. Juli sichtete die Crew ein Boot, das einen Maschinenschaden erlitten hatte und 30 Seemeilen vor der Libyschen Küste herumdümpelte. Das Sea Watch-Team kontaktierte das MRCC Rom und ein Schiff von Ärzte ohne Grenzen, das sofort Kurs auf das Flüchtlingsschiff nahm. Gemeinsam wurden die Flüchtenden an Bord der „Bourbon Argos“ von Ärzte ohne Grenzen gebracht, wo deren medizinische Erstversorgung sichergestellt wurde. Sea-Watch Initiator Harald Höppner zu dem Vorfall: “Der Fall

macht ein weiteres Mal die desolate Situation auf dem Mittelmeer deutlich. Für diese Menschen müssen endlich legale Wege in die EU geschaffen werden […] Solange diese Menschen weiter auf die Boote gezwungen werden, wird es immer wieder zu Tragödien kommen“.

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