An der Börse kursiert die Weisheit: „Hin und her macht Taschen leer.“ Der Finanzexperte André Kostolany meinte damit, dass es sich nicht lohnt, ständig Wertpapiere zu kaufen und zu verkaufen. Oft sind die Gebühren der Bank höher als ein kleiner Kursgewinn. Doch gerade in turbulenten Zeiten juckt es vielen Menschen in den Fingern. Sobald ihr Depot an Wert verliert, möchten sie weitere Verluste verhindern.

Allerdings ist genau dann der richtige Zeitpunkt, um tief durchzuatmen und Ruhe zu bewahren. Der Wert Ihres Depots ist nur relevant, wenn Sie das Geld sofort benötigen. Andernfalls können Sie sich entspannt zurücklehnen und warten, bis sich die Kurse wieder erholen. Selbst nach einschneidenden Ereignissen wie der Finanzkrise im Jahr 2008 oder dem Beginn der Corona-Pandemie 2020 erholte sich die Börse wieder. Mit starken Nerven nutzen manche Anleger turbulente Zeiten sogar, um Wertpapiere günstig zu kaufen. Wer über einen Sparplan in Aktien oder ETFs investiert, muss sich mit diesen Fragen nicht herumplagen. Der Sparplan läuft kontinuierlich, und während eines schwachen Marktes können Sie mehr Wertpapiere kaufen.
Nun machen wir aber erst einmal einen Schritt zurück und schauen uns Tipps für Menschen im Alter 59plus zur Geldanlage an.
Was haben Eier mit der Börse zu tun?
Die erste Empfehlung möchten wir mit einer weiteren Börsenweisheit einleiten. Der US-amerikanische Ökonom Harry Markowitz empfahl, nicht alle Eier in einen Korb zu legen. Statt Hühnereier meinte er Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, ETFs oder Tagesgeldkonten. Wer sein Vermögen gut verteilt, macht sich nicht zu sehr von einer Anlageform abhängig. Gerät die Börse in Unruhe und fallen die Aktienkurse, profitieren möglicherweise Ihre Anleihen. Außerdem haben Sie immer noch Ihr sicheres Tagesgeldkonto, falls Sie kurzfristig Geld benötigen.
Wir empfehlen daher, über Aktien, Anleihen, ETFs und Tagesgeld sowie Währungen und Laufzeit zu diversifizieren. Bei der Laufzeit sollten Sie berücksichtigen, wann Sie das Geld voraussichtlich benötigen. Dafür ist eine kritische Bestandsaufnahme Ihres Vermögens und Ihres monatlichen Einkommens wichtig. Beziehen Sie eine hohe Rente, können Sie sich einen höheren Anteil Risiko erlauben und mehr Aktien kaufen. Aktien sind eine renditestarke, aber zugleich risikobehaftete Anlage.
Im Alter noch an die Börse?
Eine Daumenregel für Anleger empfiehlt, von der Zahl 100 das eigene Lebensalter abzuziehen. Als Ergebnis erhalten Sie den Anteil Ihres Vermögens, den Ihre Aktien nicht übersteigen sollten. Else Müller ist 78 Jahre alt und legt ihr Geld an der Börse an. 100 minus 78 ergibt 22. Somit sollte Frau Müller möglichst nicht mehr als 22 Prozent ihres Vermögens in Aktien anlegen. Wer mit 59 in den Vorruhestand geht, könnte sich noch einen Aktienanteil von 41 Prozent im Portfolio erlauben.
Je älter Anleger werden, desto mehr sollten sie ihr Vermögen in Anleihen oder Tages- und Termingelder umschichten. Tages- und Termingelder sind bis zur Höhe der Einlagensicherung von 100.000 Euro pro Bank abgesichert. Auf einem jederzeit zugänglichen Tagesgeldkonto können Sie Ihren Notgroschen verwalten. Wie viel würde es kosten, wenn gleichzeitig Ihr Kühlschrank, die Waschmaschine und der Fernseher kaputtgehen? Um diese wichtigen Geräte zu ersetzen, sollten Sie keine Aktien verkaufen müssen.
Was ist eigentlich eine Anleihe?
Wenn Sie eine Anleihe kaufen, geben Sie einem Unternehmen oder einem Staat einen Kredit. Dafür erhalten Sie Zinsen und am Ende der Laufzeit Ihr Kapital zurück. Je niedriger das Risiko einer Anleihe, desto niedriger ihre Verzinsung. Eine Anleihe der Bundesrepublik Deutschland ist sehr sicher, aber eher kärglich verzinst. Die Anleihe eines jungen Unternehmens verspricht hohe Zinsen, birgt auch ein gewisses Risiko, dass das Unternehmen insolvent wird.
Die Kurse von Anleihen schwanken weniger als Aktienkurse. Trotzdem können Sie einen Kursverlust erleiden, wenn Sie eine Anleihe während der Laufzeit verkaufen. Kaufen Sie deshalb möglichst mit 78 keine Anleihe mehr mit einer Laufzeit von 35 Jahren. Neben einzelnen Anleihen können Sie auch Anleihen-ETFs kaufen.
Nur noch ETFs?
ETFs gelten als kostengünstige Anlage mit einer langfristig soliden Rendite. Sie erzielen zwar selten mehr als die Marktrendite, aber Fonds schneiden meist auch nicht besser ab. Fonds haben zwar brutto höhere Erträge, dafür aber deutlich höhere Kosten. Zudem gelten ETFs aufgrund der Regulierung als recht sicher. Allerdings unterliegen nur „echte ETFs“ den rechtlichen Auflagen. Diese erkennen Sie an dem Status „UCITS-Fonds“. Kaufen Sie ETFs nur direkt bei Ihrer Bank. Zweifelhafte Versicherungsberater bieten mitunter überteuerte oder riskante Produkte an und es entstehen unnötige Kosten. Wenn Sie das Onlinebanking nutzen, sollten Sie ETFs während der deutschen Börsenzeiten zwischen 9 Uhr und 17:30 Uhr kaufen oder verkaufen. In dieser Zeit sind die Kurse am liquidesten und damit am besten.
Ein ETF auf den DAX bildet die 40 größten deutschen Unternehmen ab. Mit dem Kauf eines ETFs auf den MSCI World sind weltweit 1.500 Aktien abgedeckt. Noch umfangreicher sind ETFs auf den „All World Index“ oder den „All Country Index“. Im All World Index stecken bis zu 5.000 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern.

Und was ist das Klumpenrisiko?
Wenn Sie einen Pudding kochen, versuchen Sie, Klümpchen zu vermeiden. Auch in der Geldanlage sind Klumpen wenig beliebt. Ein Klumpenrisiko entsteht für Anleger, wenn sie zu sehr auf eine Anlagenklasse oder eine Branche setzen. Falls Sie in Themen- und Branchen-ETFs investieren möchten, sollte der Anteil nicht zu hoch sein. Verliert die Branche oder das Thema an Bedeutung, wäre sonst der Verlust zu hoch. Ein klassisches Klumpenrisiko haben viele deutsche Anleger, weil sie nur in deutsche Aktien investieren. Es ist kein Fehler, wenn Sie ein paar deutsche Unternehmen in Ihr Depot legen. Sich bei der Anlageentscheidung nur von der Liebe zum Heimatland leiten zu lassen, ist aber keine gute Entscheidung. So entgehen Ihnen attraktive Renditen an den internationalen Kapitalmärkten.
Wenn Sie beim Verkauf von Aktien oder ETFs einen Gewinn erzielen, führt Ihre Bank auf diesen Betrag 25 Prozent Kapitalertragsteuer ab, dazu bezahlen Sie den Solidaritätszuschlag sowie eventuell Kirchensteuer. Wenn möglich, sollten Sie deshalb Ihre Verkäufe möglichst über mehrere Jahre verteilen. Dann können Sie Ihren Sparerfreibetrag besser nutzen.
Haben Sie Fragen rund um die Themen Geldanlage, Bank und Börse? Schreiben Sie diese gern in die Kommentare und wir versuchen, sie in einem der nächsten Beiträge zu beantworten.