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Anja Karrasch

Beim zweiten Seniorenflashmob am 1. Oktober 2017 wird der Düsseldorfer Fotograf Boris Zorn das Happening mit der Kamera einfangen. Und damit nicht genug: Der 48-Jährige wird ein Fotoshooting für seine Fotoserie „The Rain“ verlosen. Seit 2009 hat Boris Zorn unter einer fest installierten Regenmaschine mehr als 200 Persönlichkeiten in seinem Studio fotografiert. Seine Fotos erzählen ihre Lebensgeschichten und zeigen die Magie des Moments.

"Im strömenden Regen wird jeder Versuch der perfekten Selbstinszenierung zunichte gemacht." - Boris Zorn über seine Fotoserie "The Rain". Bildquelle: © www.zornfotografie.de
“Im strömenden Regen wird jeder Versuch der perfekten Selbstinszenierung zunichte gemacht.” – Boris Zorn über seine Fotoserie “The Rain”. Bildquelle: © www.zornfotografie.de

Ursprünglich hatte Boris Zorn die Regenanlage für einen Auftrag eines Chemiekonzerns konstruiert, der ein Bild von einem schwarzen Regenschirm im prasselndem Regen wünschte. Der Aufwand dafür war enorm: Um eine Wanne hatte er ein Metallgerüst aufgebaut und eine Pumpanlage sorgte dafür, dass das Wasser nicht überlief. Um die Wassertropfen „einzufrieren“, also gestochen scharf abzubilden, setzte er eine 270 kiloschwere Blitzanlage mit sehr kurzer Abbrennzeit bei hoher Lichtenergie ein.

Das alles nur für diesen einen Auftrag? Boris Zorn begann zu experimentieren und schickte zuerst seine damalige Freundin unter den künstlichen Regenschauer. Die Fotos, die dabei entstanden, gefielen ihm so gut, dass er begann auch andere Menschen darunter zu fotografieren, zumeist aus seinem Bekanntenkreis oder semiprofessionelle Modelle.

Spontan, authentisch und einmalig

Ihre Posen und Requisiten beziehen sich auf ihre Vita und Geschichten, die die Portraitierten dem Fotografen in seiner unkonventionell eingerichteten Studio-Küche erzählen. Wie zusammengewürfelt hängen Schränke auf unterschiedlichen Höhen an der Wand, den Kühlschrank hat er mit Ytongsteinen und Holz eingekleidet. Mit seinen Gästen unterhält sich Boris Zorn an einem alten englischen Mahagonitisch. „Die Leute fühlen sich hier wohl und manchmal erzählen sie mir harte Sachen aus ihrem Leben, aber ich weiß, dass sie sich besser fühlen, wenn sie hier wieder rausgehen. Die Serie „The Rain“ ist einfach so da und passt zu meiner Art mit Menschen zu kommunizieren.“ Boris Zorn redet zurückhaltend und lässt seinem Gegenüber Raum und Zeit sich einzigartig und unverfälscht zu zeigen, was sich in den Bildern der Regenserie eindrucksvoll widerspiegelt.

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Der emotionale Faktor ist entscheidend

"The Rain" heißt die Fotoserie von Boris Zorn und zeigt Lebensgeschichten und die Magie des Moments. Bildquelle: © www.zornfotografie
“The Rain” heißt die Fotoserie von Boris Zorn und zeigt Lebensgeschichten und die Magie des Moments. Bildquelle: © www.zornfotografie

„Im strömenden Regen wird jeglicher Versuch der perfekten Selbstinszenierung zunichte gemacht. Der Moment, wenn der Regen niederprasselt ist so überraschend, dass keine Kontrolle mehr möglich ist. Für ein paar Minuten sind die Leute in einem Kokon und das macht sie echt“. Mit seinen Fotos hält Boris Zorn die Faszination und Ästhetik des Moments fest, die als konstruierte Szene im trockenen Zustand „eine Zumutung wären, weil dann der emotionale Faktor fehlt“.

Auf einem Foto ist zum Beispiel die Juristin Tjalda zu sehen, die sich für Entwicklungshilfeprojekte engagiert und Boris Zorn lachend mit einem Regenschirm und ihrem Hund fotografierte. Oder der Moderator, Fernseh-Produzent und Buchautor Steve Blame mit einer Antenne in der Hand, den der gebürtige Düsseldorfer während seiner WG-Zeit in Köln kennengelernt hatte. „Wir trafen uns zufällig bei einer Autogrammstunde nach einer seiner Lesungen wieder. Als ich ihm Bilder aus der Regenserie gezeigt habe, war er sofort begeistert. Das Bild von Steve ist eine interessante Konstruktion, weil er einfach viel zu erzählen hat und so kamen wir auf die Idee, ihm die Antenne in die Hand zu drücken.“

Die positiven Aspekte des Älterwerdens würdigen

Der Fotograf Boris Zorn aus Düsseldorf. Bildquelle: © www.zornfotografie.de
Der Fotograf Boris Zorn aus Düsseldorf. Bildquelle: © www.zornfotografie.de


„The Rain“ wurde noch keiner größeren Öffentlichkeit präsentiert, weil Boris Zorn die Intimität und Besonderheit seiner Porträts wenn dann großformatig in einem angemessenen Rahmen – etwa in einer namhaften Galerie – zeigen möchte. Die Fachpresse und auch Unternehmenskunden sind begeistert von seiner Idee und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein bis die Bilder ihren Weg in eine Ausstellung finden. Boris Zorns Vorhaben, den Seniorenflashmob fotografisch zu dokumentieren passt zu seiner Lebenshaltung „für Menschen da sein zu wollen“. Er möchte die positiven Aspekte des Älterwerdens würdigen und hofft, die Menschen dadurch in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken. Denn schließlich schreibt das Leben die besten Geschichten.

Auf der Webseite von Boris Zorn http://zornfotografie.de/ ist eine Auswahl von Bildern der Fotoserie zu sehen.

Anja Karrasch

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