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Seit Ende des 19. Jahrhunderts gibt es in Deutschland die gesetzliche Rentenversicherung. Wer ab dem Jahr 1889 mindestens 70 Jahre alt war und 30 Jahre eingezahlt hatte, hatte Anspruch auf eine Altersrente. Heute müssen Menschen überwiegend bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten, um ihre Rente ohne Abschläge zu bekommen. Auch wenn die Zahlen ähnlich klingen, können wir sie nicht sinnvoll vergleichen. Warum? Ganz einfach, Anfang des 20. Jahrhunderts lag die Lebenserwartung für Männer gerade einmal bei 45 Jahren. Auch damals schon lebten Frauen im statistischen Mittel länger, und zwar im Durchschnitt 48 Jahre. Mit 78,5 Jahren (Männer) und 83,4 Jahren (Frauen) hat sich die Lebenserwartung bis heute um den Faktor 1,75 erhöht.

Der/Die ein oder andere hat vielelicht das große Glück mit Beginn der regulären Rente auch nochmal ein lang gehegtes Hobby zum Beruf oder mindestens Nebenerwerb zu machen. Bildquelle: © Getty Images
Der/Die ein oder andere hat vielelicht das große Glück mit Beginn der regulären Rente auch nochmal ein lang gehegtes Hobby zum Beruf oder mindestens Nebenerwerb zu machen. Bildquelle: © Getty Images

Im Alter das Hobby zum Beruf machen

Da die Menschen heute im Alter 59plus meist noch gesund sind, ist der Ruhestand eher ein „Unruhestand“. Wer sich noch kraftvoll genug fühlt, möchte häufig weiter arbeiten, zumindest ein paar Stunden pro Woche. Oft entdecken Menschen im Alter 59plus auch noch ein verborgenes Talent oder gehen ihrer Neigung nach.

Meine Bekannte Margret hat ursprünglich Ökotrophologie studiert. Der komplizierte Begriff steht für eine Kombination aus Ernährungs- und Haushaltswissenschaft. Die längste Zeit ihres Berufslebens und bis zum Renteneintritt war sie Projektmanagerin in der Kommunikation eines Energieversorgers. Als Hobbybäckerin mit Liebe zu Sport und Kultur ist sie einmal pro Woche als „Backoma“ im Frankfurter Café Heimelig tätig. Dort sorgen engagierte Backomas und ein Backopa für leckere Kuchen und Torten. Die Senioren sind ein wichtiger Teil des Teams und bringen auch ihre Rezeptvorschläge ein.

Spannende Beispiele für eine Tätigkeit in der Rente

Eine Nachbarin von mir ist mit Anfang 60 in der passiven Phase ihrer Altersteilzeit. Auch sie möchte noch arbeiten, aber mit mehr Spaß und weniger Stress als die letzten Jahre. Statt der früheren Vollzeit schwebt ihr eine Tätigkeit von maximal 20 Stunden in der Woche vor. Sie wünscht sich eine neue Aufgabe, die nahe an ihrem bisherigen Beruf liegt, aber sie würde sich gerne schönere Themen und Aufgaben aussuchen. Angesichts des Fachkräftemangels ist es hervorragend, dass qualifizierte und erfahrene ältere Menschen weiter ihre Arbeitskraft anbieten.

Eine andere Bekannte von mir hat eine interessante Kehrtwende vollzogen. Sie war lange in der Personalabteilung einer Bank tätig. Heute bringt sie geflüchteten Menschen in ihrem Heimatort die deutsche Sprache bei. Sie hat darin ihre Berufung gefunden und geht die Aufgabe sehr engagiert an. Als ich letzte Woche mit ihr telefonierte, verriet sie mir, dass sie als junge Frau Lehrerin werden wollte. Damals gab es eine „Lehrerschwemme“ und sie entschied sich deshalb für eine andere Laufbahn. Nun kann sie im Ruhestand doch noch ihrer Neigung nachgehen.

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Kürzlich kam ich mit dem Mitarbeiter einer Pietät ins Gespräch. Er ist gerade frisch zum Rentner geworden. Das heißt aber keineswegs, dass er jetzt zu Hause die Füße hochlegt. Er möchte weiter als Bestatter arbeiten. Seine Arbeitszeit hat er reduziert und sein Chef gibt ihm die nötige Flexibilität. Seine Aufgabe übt er mit Leidenschaft aus. Er sagte mir, dass es ihm eine Ehre ist, die Menschen auf ihrem letzten Weg würdevoll zu begleiten. Seit seinem offiziellen Renteneintritt fühlt er sich freier, obwohl er weiter zur Arbeit geht.

In der Rente arbeiten: nicht immer freiwillig!

Einige Menschen, die sich Rentner noch etwas dazuverdienen, benötigen leider dringend das Geld. Ihnen droht die Altersarmut, weil die Rente zu niedrig ist. Hiervon sind häufig Frauen betroffen, die Lücken in ihrer Erwerbsbiografie haben. Viele haben Kinder erzogen und später vielleicht noch Angehörige gepflegt. Das Modell Hausfrau war für die vor den 1960er-Jahren geborenen Frauen gängig, zumindest in Westdeutschland. Zerbrach später die Ehe, stellte sich häufig heraus, dass die Frauen zu wenig vorgesorgt haben. War die Frau in einer schlecht bezahlten Branche tätig, hat sie selbst dann oft eine zu kleine Rente, wenn sie ihr ganzes Leben gearbeitet hat.

Laut des Statistischen Bundesamts ist für rund 40 Prozent der Erwerbstätigen ab 65 Jahren die ausgeübte Tätigkeit die vorwiegende Quelle ihres Lebensunterhalts. In der Mehrheit der Fälle stellt das Einkommen allerdings einen Zuverdienst dar, neben der Rente und dem angesparten Vermögen.

Die goldenen Zeiten der unbeschwerten Rente stellt sich für viele von uns leider nicht ein. Zusätzliche Jobs werden auch im Alter für viele immer notwendiger. Bildquelle: © Planet Volumes / Unsplash.com
Die goldenen Zeiten der unbeschwerten Rente stellt sich für viele von uns leider nicht ein. Zusätzliche Jobs werden auch im Alter für viele immer notwendiger. Bildquelle: © Planet Volumes / Unsplash.com

Immer mehr Menschen arbeiten als Rentner

Wichtige Aspekte bei der Arbeit sind zudem die gesellschaftliche Teilhabe, Anerkennung und soziale Kontakte. Zudem strukturiert die Arbeit den Tag. Die Zahl der berufstätigen Menschen im Alter zwischen 63 und 67 Jahren steigt an. Im Jahr 2020 betrug sie in Deutschland noch 1,3 Millionen. Im vergangenen Jahr waren es bereits 1,7 Millionen Menschen.

Wer als Rentner oder Rentnerin arbeiten möchte, sollte Folgendes wissen:

  • Beziehen Sie eine Altersrente, können Sie unbegrenzt viel dazuverdienen. Das gilt seit dem Jahr 2023 auch für „vorgezogene Altersrenten“.
  • Beziehen Sie eine „Rente wegen Erwerbsminderung“, gibt es eine Hinzuverdienstgrenze. Deren genaue Höhe hängt davon ab, ob Sie eine teilweise oder volle Erwerbsminderung haben.
  • Den Hinzuverdienstrechner der gesetzlichen Rentenversicherung finden Sie hier: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/DRV/DE/Online-Services/Online-Rechner/Hinzuverdienstrechner/hinzuverdienstrechner_node.html

Müssen Sie überhaupt in Rente gehen?

Manche Senioren machen sich im Rentenalter noch selbstständig oder engagieren sich ehrenamtlich. Von der Flüchtlingshilfe über die Tafel bis zur Unterstützung von Kindern beim Lesen lernen gibt es erfüllende Aufgaben.

In Rente zu gehen, ist übrigens kein Automatismus. Wer (noch) nicht in Rente gehen möchte, stellt einfach keinen Antrag. Arbeiten Sie weiter, obwohl Sie das reguläre Rentenalter erreicht haben, wirkt sich das positiv auf Ihre spätere Altersrente aus. Wie viel Sie genau erwarten können, kann Ihnen ein Rentenberater ausrechnen.

Sind Sie trotz Rente noch berufstätig oder sind Sie ehrenamtlich aktiv? Oder sind Sie einfach nur froh, endlich der Tretmühle entkommen zu sein und erfreuen sich an mehr Zeit für Familie, Hobbys und Reisen? Erzählen Sie uns Ihre Geschichte.

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