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Die irakische Architektin und Designerin starb im Alter von 65 Jahren. In ihrer Architektur und ihrem Design lebt sie jedoch weltweit weiter – auch in Deutschland.

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Schon als junges Mädchen stand für die 1950 im Irak geborene Tochter einer Familie aus der irakischen Oberschicht fest, was sie einmal werden wird: Architektin.

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Ihr Kinderzimmer im elterlichen an den Bauhaus-Stil angelehnten Heim wurde nach ihrem eigenen Entwurf eingerichtet. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner ahnte: Knapp 50 Jahre später sollte sie als erste Frau den renommierten Pritzker-Preis gewinnen, sozusagen den Nobelpreis in Architektenkreisen. Dass sie ein weltweit renommiertes Architekturbüro in London und eine Filiale in Hamburg mit um die 400 Angestellten unterhalten und weltweit Aufträge ausführen würde, war nicht zu vermuten. Auch nicht dass sie Gebäude und Landschaften auf dem gesamten Globus gestalten würde. Projekte in Hong Kong, China, Japan und zahlreichen europäischen Städten.

Kein Freund des rechten Winkels

All dies kam Zaha Hadid jedoch nicht von heute auf morgen zugeflogen. Der Erfolg ließ auf sich warten. Über viele Jahre wurden Zaha Hadids Entwürfe abgelehnt, für unzählige Projekte erhielten andere Architekten den Zuschlag. Ihre Entwürfe wurden stets mit ungläubigem Staunen beachtet und Auszeichnungen bedacht. Sie blieben aber dennoch „ungebaut“. Die Bauherren hielten ihren Stil für fragwürdig – schlichtweg zu gewagt. Trotz der vielen abgelehnten Entwürfe konnte niemand Zaha Hadid von der Sinnhaftigkeit rechter Winkel überzeugen. Ihr Credo blieb stets: modern, kurvig oder spitzwinklig, die Schwerkraft täuschend, außergewöhnlich.

Und schließlich stellte sich der Erfolg ein. Den Durchbruch schaffte die gebürtige Irakerin in Deutschland. 1993 wurde in Weil am Rhein ihr erster Entwurf in die Realität umgesetzt. Rolf Fehlbaum ließ die Feuerwache seines Möbelwerkes Vitra ganz „à la Hadid“ bauen, mit spitzzulaufenden Winkeln und hauchdünnen Betonwänden. Das Gebäude offenbart nicht nur die Exotik in Zaha Hadids Architektur sondern auch ihren Sinn für außergewöhnliche Innenausstattung und Design. In selten geraden, durch immer, fast unmerklich gekrümmte Wände ineinander verschachtelte Räumlicheiten mit überraschender Farbgebung stehen nicht nur Löschfahrzeuge für ihren Einsatz bereit, sondern finden auch regelmäßig Veranstaltungen statt.

Zaha Hadids Erbe

Die Feuerwache zeigt: Durch funktionale Pragmatik ließ sich Hadids Ideenreichtum nur ungern einschränken. Verständlich, dass Architekturkollege Rem Koolhaas die Stararchitektin aus dem Zweistromland mit klar-singulären Worten als „Planet mit einem eigenen, einzigen Orbit“ beschreibt.

Neben der Betonskulptur in Weil am Rhein hat Zaha Hadid noch weitere eigensinnige Spuren in Deutschland hinterlassen. Ihr größtes Projekt stellt das 2005 fertig gebaute naturwissenschaftliche Erlebnismuseum „phaeno“ in Wolfsburg dar. Es besticht durch einen spektakulären Beton- und Stahlbaukörper, der trotz seiner Massivheit zu schweben scheint.

In ihrem Büro in der Hamburger Speicherstadt werden nun auch nach Zaha Hadids Tod Architekten in ihrem Sinne weiterarbeiten. Jedoch wird wohl niemand in der Lage sein, der Intensität ihrer Fantasmen nahezukommen, oder auf ähnlich offensichtlich-verblüffende Weise für das Betrachterauge die Schwerkraft ausser Kraft zu setzen und Konvention und Gewohnheit aus der Architekturlandschaft zu verbannen.

Im Video sehen Sie die bekanntesten Bauwerke dieser beeindruckenden Frau.

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