Rettet das Theatermuseum Düsseldorf!

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In Zeiten knapper Kassen wird leider besonders im Kulturbereich gespart. Seit Februar 2017 steht auch das Theatermuseum Düsseldorf auf der Roten Liste der bedrohten Kultureinrichtungen des Deutschen Kulturrats. Für seinen Erhalt im traditionsreichen Hofgärtner Haus kämpft Adelaide Dechow vom Freundeskreis. Mit ihr sprachen wir über die aktuelle Situation.

Was macht das Theatermuseum Düsseldorf so einzigartig?

Adelaide Dechow kämpft für den Erhalt des Düsseldorfer Theatermuseums. Bildquelle: Adelaide Dechow
Adelaide Dechow kämpft für den Erhalt des Düsseldorfer Theatermuseums. Bildquelle: Adelaide Dechow

Seit 1947 ist es die Institution, die die fast 500-jährige Theatergeschichte Düsseldorfs mit der Theatergeschichte des Landes Nordrhein-Westfalen verbindet und deren weltweite Bedeutung herausstellt. In seiner jetzigen Form mit Ausstellungs- und Theaterbetrieb auf der hauseigenen Studiobühne, mit seiner Fachbibliothek und einem großen pädagogischen Angebot für Kinder und Jugendliche, für die Düsseldorfer Schulen, aber auch für Erwachsene ist das Theatermuseum Düsseldorf europaweit einmalig.

Warum ist das Theatermuseum in seiner jetzigen Form gefährdet?

Aktuell plant die Düsseldorfer Stadtverwaltung das historische Hofgärtner Haus zu verkaufen, um die notwendige Sanierung nicht finanzieren zu müssen. Deshalb soll das Theatermuseum gemeinsam mit anderen Kultureinrichtungen in die alte Hauptpost am Hauptbahnhof umgesiedelt werden. Ursprünglich fanden wir einen Umzug in das Großprojekt am Konrad-Adenauer-Platz gut, kurz KAP genannt, da uns gesagt wurde, wir würden uns sogar vergrößern und zusammenhängende Räumlichkeiten bekommen.

Was hat sich an den ursprünglichen Plänen geändert?

 Da nun auch andere Institutionen wie das Forum Freies Theater dorthin ziehen werden ist allerdings das Gegenteil der Fall. Insgesamt werden wir 800 Quadratmeter weniger Ausstellungs- und Depotfläche haben. Zudem sind wir auf unterschiedliche Etagen verteilt. Für die Arbeit und die Mitarbeiter ist das natürlich schwierig. Zudem hätten wir nach den jetzigen Plänen keine eigene Bühne mehr, wir könnten nur die Bühne der Stadtbücherei von freitags bis sonntags nutzen. Wir haben aber jetzt schon 400 Veranstaltungen im Jahr wie Lesungen, Puppentheater Aufführungen, Workshops und Theaterstücke. Ausstellungen können dort nicht mehr gezeigt werden.

Sie haben erfolgreich eine Online-Petition zum Erhalt des Theatermuseums gestartet. Wie kam es dazu?

Als Teilnehmerin der Sitzungen des Museum-Kuratoriums habe ich mir immer ganz genau angeschaut, was geplant ist. Dadurch habe ich gemerkt, dass es immer weniger Platz für das Theatermuseum im KAP wurde. Im Februar kam das Theatermuseum auf die Liste der bedrohten Kultureinrichtungen des Deutschen Kulturrats. Und da habe ich gesagt: „Jetzt reicht es aber!“. Und dann hatte ich die Idee mit der Online-Petition und habe mich schlau gemacht. Das war gar nicht so kompliziert und hat dann auch sehr gut geklappt. Wir haben Oberbürgermeister Thomas Geisel vor einigen Wochen die Petition mit mehr als 6000 Unterschriften überreicht und ihn aufgefordert, das Theatermuseum als selbständige Einrichtung am jetzigen Standort, im Hofgärtner Haus, auch für zukünftige Generationen zu erhalten.

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Ist das realistisch?

Das Theatermuseum in Düsseldorf - ein einzigartiges Stück Kuturgeschichte. Bildquelle: Freundeskreis Düsseldorf
Das Theatermuseum in Düsseldorf – ein einzigartiges Stück Kuturgeschichte. Bildquelle: Freundeskreis Düsseldorf

Leider eher nicht. Nach monatelangen Diskussionen hat der Rat der Stadt Düsseldorf das KAP am 18. Mai abgesegnet. Damit steht fest, dass das Theatermuseum 2021 dorthin umziehen wird. Unsere Aufgabe wird jetzt sein, gemeinsam mit Unterstützern aus der CDU und den Grünen ebenfalls beschlossene verbesserte Bedingungen wie ein Schaudepot aktiv durch- und umzusetzen.

Welche Rolle spielt das Theatermuseum und die Kultur für Düsseldorf?

Durch die ganze Diskussion wird deutlich, dass Düsseldorf eine fast 500-jährige Tradition hat und Düsseldorf eine Kulturstadt ist. Und wir Düsseldorfer verstehen uns auch als Kulturbürger und dieser Identität werden wir beraubt. In NRW und Düsseldorf wird im Kulturbereich an allen Ecken und Enden gespart. Dabei wird nicht gesehen, dass die Kultur ein Wirtschaftsfaktor ist. Es kommen viele Touristen wegen des Kulturangebots nach Düsseldorf. Wir haben sozusagen ein Pfund mit dem wir nicht wuchern.

Kehrt nach der Entscheidung ein wenig Ruhe ein?

Es gibt immer viel zu tun. Am 8. Juli wollen wir das 70-Jährige Jubiläum des Dumont-Lindemann-Archivs, das heutige Theatermuseum, richtig feiern. Es wird ein Kinderprogramm geben, unsere neue Ausstellung „Kostümrausch“ wird eröffnet und abends geht es weiter mit Musik, Büffet und unserer Reihe „Das rote Sofa“ mit einem Gast, der viel vom Theater zu erzählen hat. Alle großen und kleinen Besucher sind herzlich eingeladen!

Hintergrund: 70 Jahre Düsseldorfer Theatermuseum

Das seit 1988 in dem Hofgärtnerhaus ansässige Theatermuseum Düsseldorf wurde 1938 als privates Theaterarchiv des „Schauspielhaus Düsseldorf“ von dem Theaterpaar Luise Dumont und Gustav Lindemann gegründet. 1947 vermachte Gustav Lindemann die umfangreiche Sammlung der Stadt und begründete damit das erste Düsseldorfer Kulturinstitut nach dem Krieg. Seither werden neben Dokumenten des Höfischen Theaters und der Kurfürstlichen Oper des 16. und 17. Jahrhunderts auch das Bergische Deutsche Theater des 19. Jahrhunderts und theaterbezogene Themenstellungen des 20. und 21. Jahrhunderts ausgestellt.

Viele Kulturschaffende haben ihre Theaterdokumentation mit Kostümen, Bühnenbildern, Plakaten, Fotos, Schallplatten ebenfalls der Stadt Düsseldorf geschenkt. Der Schwerpunkt ist Düsseldorfer Theater und NRW Theatergeschichte. Im Museum befinden sich zudem zwei Auftrittsmöglichkeiten. Das Theatermuseum der Landeshauptstadt ist damit die einzige selbstständige Institution der Bundesrepublik Deutschlands für die Dokumentation der darstellenden Künste in kommunaler Trägerschaft. Es bietet ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm an, präsentiert Ausstellungen, verfügt über eine umfangreiche Sammlung mit theaterbezogenen Materialien und eine wissenschaftliche Spezialbibliothek.

Wer sich mit seiner Unterschrift für den Erhalt des Museums einsetzen möchte, kann dies bis September per Online-Petition tun. Als Mitglied im Förderverein zahlen Sie einen Jahresbeitrag von 30,- Euro und erhalten freien Eintritt ins Theatermuseum.

Kontakt

Freundeskreis des Theatermuseums der Landeshauptstadt Düsseldorf e.V., Postfach 10 24 25, 40015 Düsseldorf

E-Mail: kontakt@freundeskreis-theatermuseum-dus.de

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