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Der Meraner Ulrich Kössler ist schon zu Lebzeiten eine Bergführerlegende. Seit den 1960er Jahren ist der 75-Jährige begeisterter Skitourengeher und kennt die Berge wie seine Westentasche. In zahlreichen Skitourenführern hat er die schönsten Routen im Dreiländereck Österreich, Schweiz und Südtirol erschlossen und beschrieben.

Herr Kössler, planen Sie noch weitere Skitourenführer?

Insgesamt habe ich acht oder neun Skitourenführer geschrieben. Ich habe ganz Südtirol und die angrenzenden Gebiete erschlossen und alles gemacht, was ich machen konnte. Ende des Jahres erscheint noch ein Skitourenatlas mit den schönsten Touren aus meinen Skitourenführern.

Seit wann sind Sie in den Bergen unterwegs?

Ich habe mit 16 Jahren das Bergsteigen angefangen und mich nach der Zimmermannslehre für die Ausbildung zum Bergführer entschieden. 1964 habe ich die Abschlussprüfung abgelegt und von 1970 bis 2010 war ich hauptberuflich als Bergführer unterwegs. Das Skitourengehen hat mich immer schon fasziniert und war meine Lieblingssparte des Bergsteigens.

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Welche sind die wichtigsten Eigenschaften, die ein Bergführer mitbringen muss?

Ein Bergführer muss ein sehr guter Bergsteiger und Skifahrer sein. Gleichzeitig muss er sich in seine Gäste einfühlen und erkennen können, welche Eigenschaften, Stärken und Schwächen die einzelnen mitbringen. Er muss also auch Psychologe sein und Sicherheit ausstrahlen. Bei Nebel oder Sturm die nächste Hütte ohne Markierungen zu finden, da werden die Gäste schon mal nervös und eine souveräne Ausstrahlung ist dann sehr wichtig. Für einen jungen Bergführer ist das eine große Herausforderung. Im Laufe der Zeit sammelt man immer mehr Erfahrung. Ich war zehn Jahre lang als Ausbilder tätig, währenddessen ich mein Wissen weitergeben könnte.

Was waren Ihre schönsten Momente als Bergsteiger?

Den Höhepunkt meiner Bergsteiger-Karriere habe ich 19965 mit 24 Jahren erlebt. Da hatte ich mit fünf Bergkameraden die Gelegenheit, in Pakistan im Hindukusch-Gebirge einen Siebentausender als Erster zu besteigen. Das war ein perfektes Gefühl, auf einem Punkt zu stehen, wo noch niemand vorher war. Da ich das damals erlebt habe, hat es mich nicht mehr gereizt, an einer Expedition zu einem Achttausender teilzunehmen. Ich hatte das Glück, dass meine Frau die Leidenschaft für das Bergsteigen und das Reisen mit mir geteilt hat. Vor allem in einer Zeit, als es noch ziemlich abenteuerlich war. Zum Beispiel sind wir 1971 mit einem kleinen Fiat 500 von Meran bis in den Iran gefahren. Wir haben ein paar Berge bestiegen und sind dann wieder zurückgefahren. 1975 habe ich, ebenfalls mit meiner Frau, eine dreimonatige Sahara- und Westafrikatour gemacht, mit einem VW und alles auf eigene Faust. Und 1997 war ich für einen Monat in Westtibet. Das waren noch Zeiten.

Gibt es andere Bergsteiger in Ihrem Alter, die mit Ihnen noch in die Berge gehen?

Ich gehe sehr viel allein oder mit gleichaltrigen Freunden in die Berge. In den letzten Jahren schon allein deshalb, um die Touren für die Skitourenführer selbst zu laufen, zu erschließen und zu beschreiben. Das war sehr schön, weil ich keine Verantwortung mehr hatte. Es war nicht so schlimm, wenn wir aus welchen Gründen auch immer nicht mehr ganz auf den Berg gekommen sind. Als Bergführer war das anders. Die Gäste zahlen ja viel Geld und dann musste man das Beste möglich machen. Selbst wenn das Wetter schlecht war, musste man auch noch auf den Gipfel. Aber alles zu seiner Zeit. Jetzt bin ich 75 Jahre alt und sehr zufrieden. Obwohl ich seit fünf Jahren nicht mehr als Bergführer arbeite, habe ich nicht das Gefühl, irgendetwas zu versäumen.

Die Skitourenführer von Ulrich Kössler sind im Tappeiner Verlag erschienen.Bestellen können Sie es hier.

 

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